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Die anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Sozialwissenschaftlichen Archivs Konstanz veranstaltete Tagung befasst sich mit aktuellen Forschungen zu Tradition und Transformation in den Sozialwissenschaften. Ausgehend von einem soziologiegeschichtlichen Schwerpunkt soll in einem Gegensatz zu ahistorischen Sichtweisen in der Disziplin die gegenwärtige Forschung in den Sozialwissenschaften historisch verortet und kritisch hinterfragt werden. Hinsichtlich der Problematik der Traditionsbildung stellt sich zum einen die Frage, welche theoretischen Strömungen durch iterative Weitergabe einhergehend mit Neuinterpretation und Refiguration am Leben erhalten bzw. welche Ideengebilde vergessen werden. Zum anderen wird die Frage aufgeworfen, wie im Prozess der Tradierung überhaupt Neues entsteht bzw. das zu Tradierende durch die Tradierung eine Transformation erfährt. Da die Wissensüberlieferung in den Sozialwissenschaften jedoch Gruppen-, Macht- und Herrschaftsmechanismen unterliegt, durch die festgelegt wird, was erinnert werden bzw. was in Vergessenheit geraten soll, erfolgt eine Kanonisierung der „obligatorischen Wissensbestände“ durch die Festlegung eines state of the art. In diesem Zusammenhang sind es insbesondere Archive als Wissensbewahrungssysteme und Gedächtnisorte, die die Traditionsbildung beeinflussen. Das von Archiven organisierte soziale Gedächtnis wird zum Korrelat einer Entscheidung, weil festgelegt wird, was in Archive aufgenommen bzw. was ausgeschlossen wird. Die Digitalisierung von Wissen in Archiven ermöglicht „unerbittliche Gedächtnisse“, die konsequent die Möglichkeit eröffnen, das Vergangene in der Zukunft ins Gedächtnis zu rufen und immer wieder zu vergegenwärtigen.