Wie mobil soll unsere Arbeitswelt aussehen?
Bilanz der Konstanzer Homeoffice-Studie nach drei Jahren: Die Mehrheit der Beschäftigten wünscht sich drei Tage Homeoffice pro Woche und würde davon sogar die zukünftige Jobwahl abhängig machen.
Vor ziemlich genau drei Jahren, mit Beginn der Coronapandemie in Deutschland, mussten sich ArbeitgeberInnen an die veränderte Arbeitssituation anpassen und ihren Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. Diese Entwicklung wird seitdem von ForscherInnen der Universität Konstanz in der Konstanzer Homeoffice-Studie, einer repräsentativen Umfrage des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“, beobachtet. Zielgruppe der Untersuchung ist die Erwerbsbevölkerung mit Büro- und Wissenstätigkeiten.
Mit der diesjährigen Erhebungswelle vergleichen der Organisationsforscher Florian Kunze und Kilian Hampel vom Future of Work Lab Konstanz die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre. Den gestiegenen Wunsch der Beschäftigten nach mobiler Arbeit heben sie dabei besonders hervor. Für 70 Prozent der Befragten ist die Möglichkeit von Home Office ein mitentscheidendes Kriterium bei der Jobsuche. Die Mehrheit der Beschäftigten wünscht sich drei Tage Homeoffice. Mehr als zwei Drittel geben an, dass sich ihre Arbeitssituation durch die Corona-Pandemie aufgrund von Homeoffice langfristig verbessert hat.
„In unserer jüngsten Befragung sehen wir, dass der Großteil der Beschäftigten innerhalb einer Arbeitswoche hybrid, also sowohl vom Büro aus als auch im Homeoffice/mobil arbeiten möchte. Diese Präferenzen sind im vergangenen Jahr sogar nochmals gestiegen“, sagt Florian Kunze. „Zukünftige ArbeitgeberInnen sollten sich darauf einstellen, dass die Beschäftigten bei Vertragsverhandlungen auf ihren Anspruch auf Homeoffice bestehen werden.“
Die neuesten Ergebnisse fassen die Forschenden in einem Fact Sheet zusammen.
- Durchschnittlich wünschen sich die ArbeitnehmerInnen knapp 3 Tage Homeoffice pro Woche, dieser Wert ist seit drei Jahren auf einem konstant hohen Niveau.
- 74% der Beschäftigten bevorzugen das hybride Arbeiten, also die Mischung aus Büro und Homeoffice. Dieser Wert ist im Vergleich zur letzten Erhebung vom März 2022 um 10% gestiegen.
- Als Bürotage präferieren Beschäftigte Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Besonders am Freitag wünscht sich die Mehrheit, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Aktuell müssen freitags jedoch viele Menschen trotzdem ins Büro kommen.
- Mehr als zwei Drittel der Befragten geben an, dass sich durch die Corona-Krise ihre Arbeitssituation in Bezug auf Homeoffice und mobiles Arbeiten verbessert hat. Nur 10% der Befragten stimmen dieser Aussage nicht zu.
- ArbeitgeberInnen müssen sich auf der Suche nach zukünftigen Beschäftigten auf deren zunehmende Homeoffice-Wünsche einstellen: Insgesamt geben 70% der Befragten an, dass sie bei einer potentiellen neuen Arbeitsstelle stark darauf achten werden, ob Homeoffice möglich sei.
Faktenübersicht:
- Prof. Dr. Florian Kunze ist Professor für Organizational Behavior und Leiter des Future of Work Lab Konstanz am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz sowie Mitglied des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“. Er forscht zu Digitalisierung und neuen Formen der Arbeit, zum demographischen Wandel in öffentlichen und privaten Organisationen und effektivem Führungsverhalten.
- Kilian Hampel ist Doktorand an der Professur für Organizational Behavior und arbeitet am Future of Work Lab Konstanz. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der digitalen Transformation der Arbeitswelt und Altersunterschieden am Arbeitsplatz.
- Die Online-Befragung wurde über das Online-Umfrageinstitut Bilendi/Respondi durchgeführt und umfasste bisher 16 Befragungszeitpunkte. An der jüngsten Befragungswelle (10.-17.03.2023) nahmen 645 Personen teil. Diese bilden die Erwerbsbevölkerung mit Bürotätigkeiten repräsentativ nach Alter und Geschlecht ab.
- Die Umfrage ging aus dem Projekt „Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten“ am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz hervor.