Risikowahrnehmung und Gesundheit
Eine neue Forschergruppe an der Universität Konstanz untersucht den Zusammenhang von gesundheitlicher Risikowahrnehmung und Verhaltensänderung.
Wie können Menschen dazu bewegt werden, ihre Gesundheit zu fördern? Das Ziel der Forschergruppe „The Dynamics of Risk – Perception and Behavior in the Context of Mental and Physical Health (Riskdynamics)“ an der Universität Konstanz ist, aus psychologischer Sicht zur Beantwortung dieser Frage beizutragen. Das Forschungsprojekt wird im Wintersemester 2016/2017 seine Arbeit aufnehmen und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bis 2019 mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Sprecher der Forschergruppe werden Prof. Dr. Britta Renner, Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie, und Prof. Dr. Harald Schupp, Allgemeine und Biologische Psychologie, sein.
Menschen sind in ihrem Alltag einer Vielzahl von Gesundheitsrisiken und Gefahren durch übertragbare und nicht übertragbare Krankheiten, Verletzungen, Gewalt und Naturkatastrophen ausgesetzt. Viele dieser Gesundheitsrisiken werden direkt oder indirekt durch individuelle Entscheidungen und Verhaltensweisen beeinflusst. „Aus diesem Grund ist die Frage, wie Menschen gesundheitliche Risiken wahrnehmen und wie dies ihr Verhalten beeinflusst, von zentraler Bedeutung“, fasst Britta Renner zusammen.
Obwohl sich die meisten Gefahren und Risiken in modernen Gesellschaften über die Zeit hinweg verändern, wurden das Phänomen der Risikowahrnehmung und die Anpassung an Gesundheitsrisiken bisher meist aus einer statischen Perspektive untersucht. Diese Diskrepanz zwischen der dynamischen Natur von Risiken und ihrer Wahrnehmung in der realen Welt einerseits sowie der statischen Betrachtungsweise in der Forschung andererseits möchte die Forschergruppe durch ein systematisch angelegtes Forschungsprogramm aufheben.
Der Forschungsverbund analysiert die Stabilität und Dynamik solcher Risikowahrnehmungen über die Zeit hinweg, indem Prozesse vor, während und nach einem Risikoereignis untersucht werden. Darüber hinaus wird bestimmt werden, wie die gegenwärtige Risikowahrnehmung zum Beispiel durch Dispositionen und Erwartungen geformt wird und wie sich zum Beispiel eine Verhaltensänderung auf die Risikowahrnehmung auswirkt. Auch die Risikokommunikation in Gruppen und sozialen Netzwerken wird berücksichtigt werden.
„Langfristiges Ziel ist, Konzepte und Theorien zur Risikowahrnehmung und Verhaltensveränderungen zu schärfen und diese Erkenntnisse für die Gestaltung effektiver Gesundheitsförderung nutzbar zu machen“, so die Verbund-Sprecherin Renner. Die Forschergruppe setzt sich aus fünf miteinander verbundenen Forschungsprojekten verschiedener Disziplinen der Psychologie zusammen, um ein integratives, datenbasiertes Verständnis von dynamischen Veränderungen der Risikowahrnehmung aus der Perspektive von Risikozyklen zu ermöglichen.
Insgesamt richtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft vier neue Forschergruppen ein. Die Einrichtung von Forschergruppen ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren.