Müssen wir den Tod fürchten?
„Das Schlimmste am modernen Umgang mit dem Tod ist das Verdrängen“: Philosophin Susanne Burri hinterfragt unseren Umgang mit dem Tod und dem Thema Sterbehilfe.
Wir verdrängen den Tod und unsere eigene Sterblichkeit zu sehr: Zu diesem Schluss kommt Susanne Burri, Juniorprofessorin für Praktische Philosophie an der Universität Konstanz. Sie plädiert dafür, offener mit dem Tod umzugehen – auch in Fragen der Sterbehilfe.
Susanne Burri befasst sich mit der Philosophie des Todes. Im Magazin uni’kon diskutiert sie die Frage, ob wir uns vor dem Tod fürchten müssen. Sie macht dabei deutlich: Es ist zwar irrational, eine beklemmende Furcht vor der eigenen Nicht-Existenz zu haben – und dennoch muss der Tod eine Bedrohung bleiben, weil dies ein sicheres Anzeichen dafür ist, dass unser Leben lebenswert ist.
Wenn der Tod bedeutungslos wäre, so wäre das zugleich eine Entwertung des Lebens, schlussfolgert Burri. Ihre Konsequenz ist: „Wir sollten rational mit dem Tod umgehen als etwas, was zwar zu vermeiden ist, aber nicht at all costs – nicht auf Kosten eines gut gelebten Lebens. Das schlimmste Übel wäre, dass wir das kurze Leben, das wir haben, nicht so leben, wie wir es eigentlich möchten.“
Stigmatisierung der Sterbehilfe
Susanne Burri kritisiert die noch immer vorherrschende Stigmatisierung der Sterbehilfe. Sie fordert eine offenere Haltung gegenüber der Selbstbestimmung von schwer kranken Menschen. „Da gehört für mich mit dazu, dass wir grundsätzlich die Annahme treffen, dass die betroffene Person zurechnungsfähig ist. Auch wenn unsere Meinung, was für diese Person gut ist, von ihrer eigenen Meinung abweicht“, so Burri.
„Wir müssen offener über den Tod sprechen. Dann können wir auch diese schwierigen Abwägungen mit kühlerem Kopf und zugleich menschenfreundlicher treffen“, unterstreicht Susanne Burri.
Das vollständige Interview mit Susanne Burri ist im Magazin uni’kon der Universität Konstanz frei verfügbar (uni’kon #77): im E-Reader sowie in der PDF-Fassung (S. 24)