Landkreis Konstanz zeichnet geisteswissenschaftliche Forschung aus
In diesem Jahr wurden Deborah Kant und Lasse Stodollick mit ihren Dissertationen zur Philosophie der Mathematik bzw. zur Entstehung der modernen Verwaltung mit dem Preis des Landkreises Konstanz ausgezeichnet.
Eine schöne Stimmung herrschte bei der Verleihung des „Preises des Landkreises Konstanz zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Universität Konstanz“. Möglicherweise hatte das auch mit der Verlegung vom Großen in den übersichtlicheren Kleinen Sitzungsaal des Landratsamts zu tun, in dem die Philosophin Deborah Kant und der Historiker Lasse Stodollick die Auszeichnung für ihre Dissertationen von Landrat Zeno Danner in Empfang nahmen.
Dieser und Rektorin Katharina Holzinger waren sich einig, dass der Preis des Landkreises über die Auszeichnung individueller Forschungsleistungen hinaus als Zeichen der Verbundenheit zwischen Universität und Region zu verstehen ist. Als Auszeichnung, die geisteswissenschaftliche Arbeiten honoriert, sei er aber auch als solcher „ein ganz besonderer Preis“, wie Katharina Holzinger sich ausdrückte. Er trage dazu bei, die geisteswissenschaftliche Forschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Deborah Kant
Das schien insbesondere auf Deborah Kants Doktorarbeit zuzutreffen. Wie ihre Betreuerin, die Philosophin und Konstanzer Juniorprofessorin Carolin Antos, sie vorstellte, hatte das die Qualität einer allgemeinverständlichen Einführung in die Philosophie der Mathematik. Die ausgezeichnete Arbeit befasse sich mit dem wichtigsten Problem der mathematischen Grundlagenforschung: „Wie entscheidet man, ob ein mathematischer Satz wahr oder falsch ist, wenn man den Satz nicht beweisen und nicht widerlegen kann?“ Und da es bisher keine Lösung dieser Frage in der Mathematik gibt, müsse die Philosophie einspringen. Wie so oft, wenn Wissenschaften Probleme hätten, wie Antos anfügte.
Das Ergebnis der Arbeit ist nicht nur für beide Fächer von Bedeutung, sondern auch methodisch sehr innovativ, wie die Laudatorin zu verstehen gab. Die Preisträgerin bediente sich mit der qualitativen Analyse einer empirischen Methode, was für die Philosophie sehr ungewöhnlich ist, und konnte zeigen, dass diese „durchaus für die Klärung philosophischer Probleme geeignet“ ist. Diese „experimentelle Philosophie“ setzt Deborah Kant nach Ihrer Promotion in einem interdisziplinären Projekt an der Universität Hamburg fort.
Lasse Stodollick
Die Arbeit des Preisträgers Lasse Stodollick, der heute im Landesarchiv Münster beschäftigt ist, stellte sein Betreuer Rudolf Schlögl vor. Der emeritierte Professor für Neuere Geschichte an der Universität Konstanz verstand es ebenso, mit einnehmender Eloquenz für die Arbeit seines ehemaligen Doktoranden zu werben. Dieser kam in seiner Forschung zu den Anfängen der modernen Verwaltung im 17. und 18. Jahrhundert zu erstaunlichen Ergebnissen. Verwaltung wurde nämlich sowohl von den Verwaltern als auch von der Verwalteten „als Zumutung empfunden“.
Dass die weiteren Ausführungen von Rudolf Schlögl teilweise auf Heiterkeit stießen, hatte mit dem zu tun, was Lasse Stodollick herausgefunden hatte. Man kam zum Beispiel zu spät zum Dienst oder überhaupt nicht, Akten wurden mit nach Hause genommen und gelegentlich zum Heizen verwendet. Als Grund machte der Preisträger in den Worten seines Laudators die „grundlegende Verschiedenheit zwischen der Welt der Verwaltung und der Welt, in der sie eingerichtet wurde“ aus. Anstatt sich an Zuständigkeit oder Sachkenntnis zu orientieren, kam das großenteils adelige Personal aus einer Welt der Hierarchien, Ehre und verwandtschaftlichen Netzwerke, in denen Aspekte wie Solidarität oder Feindschaft die Hauptrolle spielten.
Zuvor hatte Rektorin Holzinger noch an Worte des Konstanzer Oberbürgermeisters Uli Burchardt bei der diesjährigen Verleihung des wissenschaftlichen Nachwuchspreises der Stadt Konstanz, der Dissertationen aus der Sprach- und Literaturwissenschaft auszeichnet, erinnert. Danach gibt es Überlegungen, beide Preise gemeinsam zu verleihen. „Ich begrüße solche Planungen, insbesondere wenn es damit gelingen könnte, beiden Preisen zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit zu verhelfen, denn das haben sie tatsächlich verdient“, so die Rektorin.