Integration zwischen Theorie und Praxis
Der Kulturwissenschaftler Dr. Özkan Ezli übernimmt die Koordination eines neuen Forschungsschwerpunkts „Migration in der globalen Gegenwart“.
Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz antwortet so auf die Dringlichkeit gesellschaftlicher Fragen zum Thema und auf die öffentliche Debatte über Migration und globale Mobilität. Gleichzeitig weitet der Großforschungsverbund schrittweise seine Forschungsaktivitäten in Richtung globaler Mobilitätsforschung aus.
Globale Migration, ob sie nun im Einzelfall von politischen Krisen, Verfolgungen oder dem Klimawandel ausgelöst wird, wird die Weltgesellschaft dauerhaft beschäftigen. In Deutschland bemühen sich zahlreiche Ehrenamtliche darum, dass die seit 2015 angekommenen Geflüchteten ihren Platz in der Gesellschaft finden, während nach wie vor Pegida mit fremdenfeindlichen Parolen auf die Straßen geht. Die deutsche Einwanderungsgesellschaft sieht sich mit der brisanten Frage konfrontiert: Wie mit einer sozialen Vielfalt umgehen, die als bereichernd, aber auch als konfliktträchtig wahrgenommen wird? Um wissenschaftlich fundierte Anregungen und Denkanstöße zu Fragen wie diesen zu geben und damit einen Beitrag zum Verständnis aktueller gesellschaftlicher Problemlagen zu leisten, setzt der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ Özkan Ezli als Ansprechpartner für Migration in der globalen Gegenwart ein.
„Ich sehe es als meine Aufgabe an, als Schnittstelle zwischen kulturwissenschaftlicher Reflexion und gesellschaftspolitischen Fragestellungen zu fungieren“, erklärt Ezli. „Dabei geht es mir darum, das oftmals aufgeheizte Themenfeld der Migration und Integration zu versachlichen und zu entdramatisieren.“ Als Ansprechpartner für Politik und Medien wird der Wissenschaftler bei aktuellen Problemlagen beratend sein Wissen vermitteln, wie er es vor ein paar Jahren mit dem „Burkini-Gutachten“ für die Stadt Konstanz erfolgreich getan hat. Er wird Veranstaltungen zum Thema konzipieren und Kooperationsbeziehungen zu universitären und gesellschaftlichen Einrichtungen anbahnen.
Diese Brückenfunktion zwischen Theorie und Praxis liegt Ezli, der seine wissenschaftlichen Tätigkeiten stets mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden wusste. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler habilitiert über „Narrative der Integration in der deutsch-türkischen Literatur und im Film“ und will auf diese Weise eine andere deutsche Literatur- und Kulturgeschichte der Migration schreiben. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und hat mehrere Konferenzen zur Integrationsthematik organisiert. Daneben hat er 2014 als Kurator an der Sonderausstellung „Das neue Deutschland. Von Migration und Vielfalt“ im Deutschen Hygiene-Museum Dresden gewirkt und sie wissenschaftlich begleitet. Aktuell ist er Beiratsmitglied des Deutschen Hygiene-Museums für die Ausstellung über Rassismus, die 2018 in Dresden zu sehen sein wird. Zudem wird Özkan Ezli häufig von der Politik als Berater eingeladen, sowohl auf lokaler als auch auf Landesebene, beispielsweise zum Runden Tisch Islam (2015 und 2016) und aktuellen Initiativen des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg.