Erneuter Fördererfolg für die Konstanzer Linguistik
Die Konstanzer Forschungsgruppe FOR 2111 „Questions at the Interfaces“ wird nach erfolgreicher erster Förderperiode um weitere drei Jahre verlängert.
Die seit 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschungsgruppe FOR 2111 „Questions at the Interfaces“ an der Universität Konstanz ist in die zweite Förderrunde gestartet. Das Team besteht aus LinguistInnen, ComputerlinguistInnen und InformatikerInnen, die gemeinsam Grundlagenforschung zur Struktur nicht-kanonischer Fragen betreiben. Dazu gehören rhetorische Fragen, Echofragen, an sich selbst gerichtete Fragen und Suggestivfragen, die unter anderem in öffentlichen und politischen Diskursen gerne und oft als Framing-Mittel eingesetzt werden. Im Zusammenhang damit, wie sich Spracheffekte auf die öffentliche Wahrnehmung auswirken, sind sie deshalb auch Forschungsgegenstand des Konstanzer Exzellenzclusters „The Politics of Inequality: Perceptions, Participation and Policies“.
Grundsätzlich möchten die in der Forschungsgruppe versammelten Expertinnen und Experten herausfinden, wie Fragen funktionieren, die nur aufgrund ihres Effekts gestellt werden und greifen dafür auf Ansätze der theoretischen, computergestützten und experimentellen Linguistik sowie der visuellen Analyse zurück. Ziel ist es, nachzuvollziehen, wie verschiedene Bestandteile der Grammatik (zum Beispiel Morphologie, Syntax, Phonologie) ineinandergreifen, um einen bestimmten sprachlichen Effekt zu erzielen. Bei der Erforschung kommt ein breites Spektrum an Methoden und Quellen zum Einsatz, das von der Feldforschung unter isländisch-sprachigen Einwanderern in Manitoba (Kanada) bis hin zur sprachlichen Analyse von Bollywood-Filmen reicht.
„Unsere Forschungen haben eine kognitionswissenschaftliche Ausrichtung, daher untersuchen wir auch, wie die Struktur von Fragen im Hirn verankert ist. Das sind neurolinguistische und psycholinguistische Forschungen, bei denen es unter anderem auch um Spracherwerb geht. Für Kinder ist das Verständnis nicht-kanonischer Fragen nämlich gar nicht selbstverständlich“, erklärt die Konstanzer Linguistin Prof. Dr. Miriam Butt, die zugleich Sprecherin der Forschungsgruppe FOR 2111 und Principal Investigator am Konstanzer Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ ist.
Während der Fokus in der ersten Förderperiode auf der Erfassung nicht-kanonischer Fragen mit automatischen Sprachverarbeitungswerkzeugen (Natural Language Processing (NLP)) lag, sollen in der aktuellen zweiten Förderphase die erhobenen Daten interaktiv analysiert werden. Dadurch erhofft sich das Team unter anderem, in Zukunft die Brandbreite der nicht-kanonischen Fragen und ihrer Effekte im alltäglichen Kommunizieren formal beschreiben zu können und somit einen grundlegenden Beitrag zum besseren Verständnis von Missverständnissen und Framing-Effekten zu leisten.
Faktenübersicht:
- Forschungsgruppe FOR 2111 „Questions at the Interfaces“ in die zweite Förderphase gestartet
- Seit 2016 gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
- Förderung für weitere drei Jahre bis zum 31.03.2022; Fördervolumen zweite Förderphase: rund 3,7 Millionen Euro
- Sprecherin ist Prof. Dr. Miriam Butt vom Fachbereich Linguistik der Universität Konstanz
- Schnittstellen zum Konstanzer Exzellenzcluster „The Politics of Inequality: Perceptions, Participation and Policies“