Androniki Karipidou als Angellica, die sich in den Piraten Willmore verliebt, gespielt von Julian Röhr. Bild: Niklas Stannik

Emanzipation im Karneval

Mit der Komödie „Der Pirat oder Edle im Exil“ von Aphra Behn spielt das Universitätstheater mit amourösen Abenteuern und weiblicher Selbstermächtigung.

Einen besonderen Beitrag zur Fasnacht steuert das Universitätstheater Konstanz bei. „Der Pirat oder Edle im Exil“ von Aphra Behn spielt in Neapel in der Karnevalszeit. Das Setting ist von Bedeutung. Das Stück aus dem 17. Jahrhundert handelt von amourösen Abenteuern einer Gruppe junger Frauen und Männer, die sich in der italienischen Stadt begegnen. Insbesondere die weiblichen Figuren ergreifen die Gelegenheit, um verkleidet die Stadt und die Liebe zu erkunden. „Sie beschließen, den Karneval zu nutzen, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“, beschreibt es Cecilia Amann, die Regisseurin des Stücks und Leiterin des Universitätstheaters. Premiere ist am 30. Januar 2024 im Konstanzer Kulturladen.

Florinda ist in Belvile verliebt. Ihr Vater und ihr Bruder beabsichtigen jedoch, sie mit dem reichen, aber schon sehr alten Don Vincentio zu verheiraten. Um ihrer Schwester Hellena keine Aussteuer zahlen zu müssen, soll diese ins Kloster gehen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Valeria entwickeln die beiden Schwestern den Plan, sich ihre Männer selbst auszusuchen, und treffen in Neapel auf junge Engländer, u. a. den titelgebenden Piraten Willmore, denen die Rückkehr in ihr Heimatland versagt ist. 

Für Cecilia Amann spielte bei der Auswahl des Stückes nicht nur diese frühe Emanzipationsgeschichte eine Rolle, sondern auch die Autorin selbst. Früh verwitwet nutzte Aphra Behn den Witwenstatus, um ein – für damalige Verhältnisse – ziemlich wildes Leben zu führen. Sie gilt als streitbare Pionierin des Feminismus, die die Welt bereiste, in Tavernen genauso wie in literarischen und aristokratischen Kreisen verkehrte und den ersten Roman mit einer weiblichen Protagonistin mit dunkler Hautfarbe schrieb.

So komödiantisch das Stück daherkommt, hat es einen ernsten und noch immer aktuellen Hintergrund. „Uns ist es sehr wichtig, in der Inszenierung die patriarchalen Machtstrukturen überzogen und ironisierend darzustellen, um dadurch die Lächerlichkeit aufzudecken und die Frauen aus der Opferrolle zu holen“, sagt die Regisseurin. Der Fokus der Inszenierung liegt auf den Themen Selbstbestimmung, Befreiung und weibliche Solidarität. Auch Szenen sexualisierter Gewalt werden nicht ausgespart. Cecilia Amann: „Wir wollen auch zeigen, dass es heute beim Thema Gleichstellung und Mysogynie durchaus noch Luft nach oben gibt.“

Aufführungen gibt es am 30. Januar, 1., 2., 4. und 5. Februar 2024 im Kulturladen Konstanz. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten können im Foyer der Universität Konstanz werktags von 11.30 bis 14 Uhr und im Buchladen zur Schwarzen Geiss, online unter kulturladen.de und an der Abendkasse vor Ort erworben werden.