Ehrendoktorwürde für Wolfgang Spohn
Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) verlieh dem Begründer der Rangtheorie, dem analytischen Philosophen Wolfgang Spohn von der Universität Konstanz, ihre Ehrendoktorwürde.
doctor honoris causa: Diese drei Wörter stehen für die Ehrendoktorwürde, eine der bedeutendsten akademischen Auszeichnungen einer Universität – für besondere Verdienste für die Wissenschaft sowie für die Hochschule. Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) verlieh am 28. Juni 2024 dem Konstanzer Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie Wolfgang Spohn ihre Ehrendoktorwürde.
Stephan Hartmann, Dekan der philosophischen Fakultät der LMU, nannte Spohn einen Pionier der Theorie der probabilistischen Kausalität sowie der Bayes’schen Netze. „Sein Schaffen ist breit und tief; er trug zu beinahe allen Gebieten der Philosophie bei“, würdigt Hartmann den analytischen Philosophen Spohn. „Seine Beiträge zu Problemen von theoretischer und praktischer Rationalität sind bahnbrechend, von großer Bedeutung für die Philosophie, und haben zugleich einen starken Einfluss auf andere Disziplinen wie Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Psychologie und Statistik.“
Analytischer Philosoph von ganzem Herzen
„Ich bin mit ganzem Herzen ein analytischer Philosoph des 20. und 21. Jahrhunderts“, stellt sich Wolfgang Spohn auf seiner Website vor. Wolfgang Spohn ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Konstanz. Er zählt zu den international führenden Wissenschaftlern im Bereich der formalen Erkenntnistheorie. Wolfgang Spohn ist der Begründer der Rangtheorie („Ranking Theory“), die er über drei Jahrzehnte hinweg entwickelte und in seinem Buch „The Laws of Belief. Ranking Theory and its Philosophical Applications“ (Oxford University Press 2012) darlegt. Die Rangtheorie befasst sich mit der Repräsentation von Überzeugungen und Überzeugungsgraden, also mit der Frage, ob und wie stark wir etwas für wahr oder falsch halten, und liefert insofern eine umfassende Alternative zur Wahrscheinlichkeitstheorie. Wolfgang Spohn forscht aktuell insbesondere im Rahmen seines Reinhart Koselleck-Projekts „Reflexive Decision & Game Theory“ an einer Erweiterung und Korrektur der Entscheidungs- und Spieltheorie im Hinblick auf das Konzept des homo oeconomicus.
Für seine umfassende Konzeption der Rangtheorie wurde Wolfgang Spohn 2012 als erster Wissenschaftler außerhalb des englischsprachigen Raums mit dem Lakatos-Preis ausgezeichnet, dem international renommiertesten Preis für Wissenschaftsphilosophie. 2015 folgte der Frege-Preis der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP). Wolfgang Spohn ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Academia Europaea.