Die Ursachen von Heuschreckenplagen verstehen

SERVICE FÜR DIE REDAKTIONEN: Konstanzer Forschungsexpedition untersucht die Ursachen und das kollektive Entscheidungsverhalten der aktuellen Heuschreckenschwärme in Ostafrika – Informationsangebot für Redaktionen plus Möglichkeit der journalistischen Begleitung vor Ort

In Ostafrika findet aktuell die schlimmste Heuschreckenplage seit Jahrzehnten statt. Milliarden von Insekten zerstören die Ernten in Äthiopien, Somalia und Kenia. Die Schwärme haben zwischenzeitlich Uganda erreicht und ziehen weiter in Richtung Südsudan. Milliarden von Euro werden für die Luftbekämpfung der Schwärme mit Insektiziden ausgegeben, aber es gibt derzeit keine sichere Methode, um vorherzusagen, wie und wann sich die Schwärme bilden, wohin sie sich bewegen und warum sie sich schließlich wieder auflösen. Forschende der Universität Konstanz reisen nun ins Kerngebiet der Heuschreckenplage, um vor Ort die kollektiven Verhaltensweisen der Schwärme und ihre Entscheidungsprozesse in freier Wildbahn zu erforschen. Ziel der Forschungsexpedition sind grundlegende Erkenntnisse zu den Mechanismen, wie sich große Schwärme bilden und welche Faktoren ihre Gruppendynamik beeinflussen.

Als wissenschaftlichen Service stellt das Konstanzer Forschungsteam ein umfassendes Informationsangebot für Redaktionen bereit. Neben aktuellen Informationen aus dem Verlauf des Projektes sowie Film- und Fotomaterial bietet es interessierten Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit, die Forschungsexpedition in Ostafrika vor Ort zu begleiten. Interessierte Journalistinnen und Journalisten können sich für weitere Informationen an kum@uni-konstanz.de wenden.

Aufbruch nach Kenia

Das Forschungsteam unter Leitung von Dr. Einat Couzin-Fuchs ist Teil des Exzellenzclusters Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour der Universität Konstanz. Die Neurobiologin sowie ein Postdoktorand und zwei Promovierende reisen am 24. Februar 2020 nach Kenia ins Kerngebiet des Ausbruchs. Dort werden sie vor Ort mit den Bodenteams, die für die Schädlingsbekämpfung zuständig sind, sowie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Entomological Society in Kenia zusammenarbeiten.

„Wir haben große Erfolge darin erzielt, die Grundlagen für die Bewegungsentscheidungen der einzelnen Schwarmindividuen zu erforschen und Technologien zu ihrer Beobachtung im Labor zu entwickeln, aber bislang hatten wir noch keine Gelegenheit, diese in freier Wildbahn anzuwenden,“ schildert Couzin-Fuchs.

Gruppendynamik der Heuschreckenschwärme

Ziel der Expedition ist, das Verhalten und die Gruppendynamik der Heuschreckenschwärme experimentell in freier Wildbahn zu erforschen. Das Konstanzer Team ist auf die Untersuchung der kollektiven und wahrnehmungsbasierten Entscheidungsmechanismen spezialisiert, auf deren Grundlage Schwärme ihre Bewegungen koordinieren. Nun werden sie erforschen, wie aus den Einzelprozessen eine Gruppendynamik hervorgeht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden dabei neueste Technologien zum Einsatz bringen, um einzelne Heuschrecken in freier Wildbahn zu verfolgen und ihr Gesichtsfeld zu rekonstruieren.

„Ab einer gewissen Dichte an Tieren durchlaufen Heuschrecken in ihrem Gruppenverhalten eine extreme Phasenveränderung: Sie schließen sich dann aktiv zusammen, brüten vermehrt, entwickeln sich schneller und legen größere Strecken zurück. Infolgedessen nimmt die Schwarmdichte in einem Rückkopplungszyklus noch weiter zu und so erreicht die Plage ihr verheerendes Ausmaß. Indem wir unser Theoriewissen über die Entstehung der Plage mit fortlaufenden Daten aus der Natur kombinieren, könnte es uns gelingen, die Schwelle zu bestimmen, bis zu der Interventionen noch effektiv sind“, so Couzin-Fuchs.

„Es ist eine einmalige Gelegenheit, unsere Instrumente und unseren Ansatz zur Erforschung kollektiven Verhaltens mit der Erfahrung der lokalen Bodenteams und Wissenschaftler zu kombinieren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen um besser vorhersagen zu können, wo die Insekten sich ausbreiten werden“, so Einat Couzin-Fuchs.

Faktenübersicht:

  • Konstanzer Forschungsexpedition zur Untersuchung der Ursachen und des kollektiven Entscheidungsverhaltens der aktuellen Heuschreckenschwärme in Afrika
  • Informationsangebot für Redaktionen: Das Forschungsteam bietet interessierten Journalistinnen und Journalisten aktuelle Informationen aus dem Verlauf des Projektes, Film- und Fotomaterial sowie die Möglichkeit, die Forschungsexpedition in Ostafrika vor Ort zu begleiten. Interessierte Journalistinnen und Journalisten können sich für weitere Informationen an kum@uni-konstanz.de wenden.
  • Mitglieder des Forschungsteams: Dr. Einat Couzin-Fuchs (Exzellenzcluster Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour, Universität Konstanz); Felix Oberhauser (Postdoktorand); Inga Petelski (Promovierende); Yannick Günzel (Promovierender)
  • Abreise des Teams am 24. Februar 2020, Rückkehr am 21. März 2020. Forschungsaufenthalt am Mpala Forschungszentrum (Nanyuki, Kenia) und Umgebung.
  • Die Expedition wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzstrategie unterstützt (Exzellenzcluster Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour an der Universität Konstanz).