Wissenschaftler und Entwicklungshelfer
Kameruner Doktorand Clovis Seumen erhält den DAAD-Preis 2021 an der Universität Konstanz
Der aktuelle DAAD-Preis an der Universität Konstanz wird Clovis Hugues Seumen Tiogang aus Kamerun verliehen, der seit 2016 bei dem Zellbiologen Prof. Dr. Christof Hauck promoviert. Dieser Preis zeichnet herausragende wissenschaftliche Leistungen internationaler NachwuchswissenschaftlerInnen aus und würdigt gleichzeitig bemerkenswertes soziales Engagement.
In der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Christof Hauck forscht Seumen und vertieft Labor-Expertise im Bereich der Molekular- und Zellbiologie. Während seiner Promotion entwickelte er dort ein neues In-vitro-Testsystem, das mikrobielle – also von Mikroorganismen wie beispielsweise Bakterien verursachte – Verunreinigungen schneller und effizienter feststellen kann. Diese hochsensitive Methode kann solche mikrobiellen Kontaminationen innerhalb von zwei Stunden nachweisen und verkürzt somit die derzeit noch übliche Testdauer in der Pharmaindustrie von 24 Stunden beachtlich.
Aber auch außerhalb des Uni-Labors setzte der Doktorand seine umfassenden molekularbiologischen Kenntnisse, welche auch den Umgang mit infektiösen Patientenproben und humanen Krankheitserregern umfasst, ein. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie unterstützte er das Labor Dr. Brunner in Konstanz bei COVID-19-Tests und beteiligte sich aktiv an einer Impfkampagne für Geflüchtete in Konstanz. „In den vergangenen Jahren habe ich so viel Förderung erhalten und so viel Positives erfahren. Da ist es mir ein echtes Bedürfnis, etwas davon zurückzugeben“, meint der Biologe.
In Kamerun hatte Seumen bereits mit der Promotion begonnen, fand sich aber mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert: „Das technologische Level an der Universität Yaoundé war so viel niedriger als hier. Wir jungen Forschenden hatten keinen oder kaum Zugang zu Geräten und Labor-Materialien. Hochqualifizierte praktische Erfahrungen im Labor konnte ich mir daher erst hier in Konstanz aneignen.“
Einfach gestaltete sich der Anfang in Deutschland jedoch auch nicht – eine fremde Sprache, Unmengen an Eindrücken und Informationen, neue spezifische wissenschaftliche Methoden und Inhalte. Doch er will nicht von „Kulturschock“ sprechen, nennt es „Herausforderung“ und spricht lieber von seinen sozialen Projekten in Deutschland und Kamerun.
Viele davon verwirklichte er unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe des Konstanzer Vereins Nakupenda e.V., den er zusammen mit Deric Ngueyon begründet hatte. So bekamen diagnostische Labore in Kamerun gebrauchte Laborgeräte sowie Labormaterialen aus Deutschland, was die COVID-19-Tests in dem afrikanischen Land voranbrachte. Ausgemusterte Computer und Schulmöbel wurden gesammelt und an Schulen in Zentralafrika gesendet. Der Verein Nakupenda stellte außerdem in Kamerun einfache Inkubatoren für Frühgeborene her und nahm sie dort in Betrieb. „Dabei ging mir erst auf, wie viel unser Beitrag vor Ort hilft“, berichtet Seumen. „Die Freude des Krankenhauspersonals über die Geräte und die Schulungen, die wir ihnen anboten, war uns Belohnung genug.“
Sein Preisgeld will er auch wieder in ein soziales Projekt investieren. Noch mehr als über das Geld jedoch freut er sich über die Auszeichnung an sich: „Dass Professor Hauck mich für den DAAD-Preis nominiert hat, bestätigt mir persönlich, dass meine Arbeit hier wertgeschätzt wird“, so der Preisträger. Seine Promotion will er im kommenden Sommersemester abschließen.