Musikalischer Zusammenhalt
Konstanzer „Zukunftskolleg Lecture“ mit Prof. Ruth HaCohen von der Hebrew University of Jerusalem
Das Potenzial gemeinsamen Singens, Tanzens oder Musikhörens mit dem Ziel, eine Gemeinschaft zu festigen, ist seit der Antike bekannt. Mit wenigen Ausnahmen ist dies allerdings erst seit der Moderne zu einer mächtigen Ressource bei der Gestaltung des politischen und ideologischen Zusammenhaltes von sozialen Gruppen geworden. Über „The Power and Pitfalls of Sonic Solidarity: A Lesson from the 20th Century” (Die Macht und Fallstricke der Sonic Solidarity: Eine Lektion aus dem 20. Jahrhundert) berichtet Ruth HaCohen am Dienstag, 16. Oktober 2018, um 15.30 Uhr im Senatssaal der Universität Konstanz. Sie ist Professorin für Musikwissenschaft an der Hebrew University of Jerusalem und ehemalige Direktorin der Martin Buber Society of Fellows in the Humanities and Social Sciences. Das Zukunftskolleg ehrt sie im Wintersemester 2018/2019 mit der Zukunftskolleg Lecture.
Von der Freien Deutschen Jugend, den zionistischen Jugendbewegungen bis zu den amerikanischen Menschenrechtsparaden ist ohne den musikalischen Bezug die Vehemenz und der Enthusiasmus nur schwer vorstellbar, die diese Bewegungen charakterisierten. Welche Wirkkraft liegt der durch Klang verursachten Solidarität zugrunde? Wie kann man die geistigen Inhalte charakterisieren, die diese fördert? Können wir aus diesem Phänomen eine allgemeine Lehre zu Solidarität ableiten? Wann wird solche Solidarität gefährlich und wie verliert sie ihr festigendes Band? In ihrem Vortrag wird Ruth HaCohen diese Fragen anhand verschiedener historischer Fälle und mit Hilfe einiger Philosophen wie Jean Jacque Rousseau, Franz Rosenzweig und Max Scheler behandeln.
Ruth HaCohen hat die Artur Rubinstein-Professur für Musikwissenschaft an der Hebrew University of Jerusalem inne. HaCohen untersucht, welchen Einfluss Musik auf die emotionalen, religiösen, sozialen und politischen Welten hat – sowohl als Ursache von Konflikt als auch als Mittel zur Versöhnung und des Mitgefühls bei historischen und kulturellen Umbrüchen. Ihre Publikation „The Music Libel against the Jews” wurde 2012 von der Amerikanischen Musikwissenschaftlichen Gesellschaft mit dem Kinkeldey-Award als bestes Buch in Musikwissenschaft ausgezeichnet.
„Es freut uns außerordentlich, dass wir Ruth HaCohen für die diesjährige Zukunftskolleg Lecture gewinnen konnten”, sagt Prof. Dr. Giovanni Galizia, Direktor des Zukunftskollegs. „Nicht nur, weil sie als Direktorin der Martin Buber Society von 2014 bis 2017 die Kooperation mit dem Zukunftskolleg gestärkt hat, sondern auch, weil das Thema Musik wunderbar den interdisziplinären und offenen Geist unserer Institution fördert.“
Das Zukunftskolleg ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung der Universität Konstanz zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und eine wichtige Säule ihres Zukunftskonzepts „Modell Konstanz – für eine Kultur der Kreativität“ im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.
Mit der Zukunftskolleg Lecture werden international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet, die sehr eng mit dem Zukunftskolleg verbunden sind und sich in besonderem Maße für die Institution engagiert haben. In einem öffentlichen, englischsprachigen Vortrag präsentieren die geehrten Forscherinnen und Forscher ihre Projekte einem breiten Publikum.
Faktenübersicht:
- Vortrag: Prof. Ruth HaCohen, Hebrew University of Jerusalem: „The Power and Pitfalls of Sonic Solidarity: A Lesson from the 20th Century”.
- Im Rahmen der Zukunftskolleg Lecture
- Ort: Universität Konstanz, Senatssaal V 1001
- Zeit: Dienstag, 16. Oktober 2018, 15.30 Uhr