Kultur in Trümmern
Presseinformation Nr. 37 vom 23. April 2015
„Im Gespräch“ mit dem Historiker Prof. Dr. Hauser über die Zerstörung kultureller Schätze im Irak und in Syrien
Die Zerstörung der Ruinen im Irak bezeichnet er als „grauenvoll“. Die „Geduld“ in Bezug auf die Bürgerkriege in Syrien und dem Irak war bei Prof. Dr. Stefan Hauser, Professor für Archäologie der altmediterranen Kulturen und ihrer Beziehungen zur vorderasiatisch-ägyptischen Welt an der Universität Konstanz, allerdings schon lange an einem anderen Punkt zu Ende: Als er erfahren hat, was Menschen durch den Islamischen Staat (IS) im Irak und in Syrien angetan wird. In der Reihe „Im Gespräch“ beklagt der Geschichtsprofessor neben diesen Gräueltaten gegen Christen, Yeziden und selbst gegen nicht-kooperierende sunnitische Stämme die radikale Bilderstürmerei des IS, durch die kulturelle Schätze von unermesslich hohem Wert für immer zerstört werden. Unter www.aktuelles.uni.kn/im-gespraech-mit/hauser/ ist das gesamte Interview nachzulesen.
Im Irak und in Syrien erlebt die Weltöffentlichkeit zurzeit Zerstörungen und Plünderungen historischer Stätten in ungeheurem Ausmaß. Wie Stefan R. Hauser im Interview berichtet, handelt es sich gerade bei den vom IS geschändeten Orten wie dem über acht Jahrtausende bewohnten Ninive, das im 7. Jahrhundert vor Christus Hauptstadt des Assyrischen Reiches war, oder Hatra, Hauptstadt eines Königreichs der Araber, um Ruinen von herausragender kulturhistorischer Bedeutung.
Er geht auf die Bilderstürmerei des IS ein, der neben Bildern auch Gebäude wie die in die Antike zurückreichenden christlichen Kirchen in Mosul zum Opfer fallen. Die Situation in Syrien und im Irak hat auch Auswirkungen auf die archäologische Forschung: „Ich sehe im Moment auf Jahre hinaus keine Möglichkeit, solche Kirchen archäologisch oder kunsthistorisch zu bearbeiten und zu dokumentieren“, sagt der Kenner der orientalischen Antike. Stefan Hauser erklärt die Rolle von Satellitenbildern für die Einschätzung der Situation und benennt Ursachen für die religiöse Radikalisierung im Irak. Letztendlich sagt er: „Der IS dreht nun die Schraube der geistigen und humanitären Verwahrlosung und allgemeinen Verrohung noch weiter durch die gnadenlose Verfolgung von Minderheiten, Andersgläubigen oder auch von Leuten, die nur nicht bereit sind, denselben Radikalismus an den Tag zu legen.“