FIFA, VW, Wulff: Die Spielarten der Korruption
Der Exzellenzcluster Kulturelle Grundlagen von Integration an der Universität Konstanz verhandelt ein brisantes Thema öffentlich
„Foyer Forschung“ ist eine neue Veranstaltungsreihe des Exzellenzclusters Kulturelle Grundlagen von Integration an der Universität Konstanz sowie des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz. In Kooperation mit dem Stadttheater wird die Reihe einmal im Semester Wissenschaftsthemen mit öffentlicher Brisanz in ein städtisches Forum bringen. „Korruption – Karriere eines Phänomens“, die kommende Veranstaltung der Reihe, geht am Donnerstag, 14. Januar 2016, ab 20.00 Uhr den historischen Entwicklungen von Korruption nach sowie aktuellen Maßnahmen zu deren Bekämpfung. Der Exzellenzcluster Kulturelle Grundlagen von Integration lädt dazu in das Foyer der Spiegelhalle des Konstanzer Theaters ein. Auf dem Podium sprechen der Historiker Prof. Dr. Jens Ivo Engels (TU Darmstadt) und die Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Elisa Hoven (Universität zu Köln). Der Konstanzer Ethnologe Mirco Göpfert, der sich während seiner Feldforschung im afrikanischen Niger ebenfalls mit dem Phänomen der Korruption auseinandersetzte, moderiert die Podiumsdiskussion.
Warum trifft der Vorwurf der Korruption, sei es in Politik oder Wirtschaft, heute einen so empfindlichen Nerv? „Korruption ist nicht nur ein rechtliches Problem“, erklärt der Historiker Jens Ivo Engels, der das Buch „Die Geschichte der Korruption. Von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert“ geschrieben hat. „In der Empörung über Korruption verbergen sich zentrale Annahmen über gute und schlechte Politik, über Moral und Unmoral, über Moderne und Vormoderne.“ Hinweise auf Bestechlichkeit genügten, damit Christian Wulff von seinem Amt als Bundespräsident zurücktreten musste. Der Fall Wulff, der schließlich in einem richterlichen Freispruch endete, gibt Aufschlüsse über den gesellschaftlichen Umgang mit Korruption. „Entscheidend war letztlich der öffentliche Eindruck, Wulff habe seine politischen Ämter zum privaten Vorteil ausgenutzt. Ein auch nur dem Anschein nach korrupter Bundespräsident war schlicht unhaltbar“, so Engels.
Eine internationale Dimension erhielt die Korruptionsdebatte ab den 1990er Jahren. So werden Fragen, etwa der Abgeordnetenbestechung, nicht mehr als allein nationales, sondern als internationales Problem betrachtet – nicht zuletzt durch völkerrechtliche Antikorruptionsabkommen. Stärker thematisiert wird seither auch die Auslandsbestechung, also Bestechungen ausländischer Amtsträger oder Privatunternehmer durch deutsche Wirtschaftsunternehmen. Juristin Elisa Hoven erklärt, inwiefern die Erweiterung des Auslandsbestechungsverbots in der Strafrechtswissenschaft umstritten ist: „Die Bestrafung von Korruption im Ausland wird vielfach als Ausdruck eines deutschen Strafrechtsimperialismus kritisiert. Außerdem stellt sich die Frage, ob die erhoffte Sicherung eines fairen Wettbewerbs überhaupt möglich ist, wenn Auslandsbestechungen nicht in allen Staaten konsequent verfolgt werden.“
Wissenschaftsreihe Foyer Forschung:
„Korruption – Karriere eines Phänomens“
Donnerstag, 14. Januar 2016, 20 Uhr
Foyer der Spiegelhalle, Hafenstraße 12, Konstanz
Der Eintritt ist frei.