Fakten und Wahrheit in postmodernen Zeiten
Die Abschlusskonferenz des Konstanzer Graduiertenkollegs „Das Reale in der Kultur der Moderne“ verhandelt Fragen nach dem Wert von Identität und Wahrheit neu
Die Tagung „Concerning Matters and Truths. Postmodernism’s Shift and the Left-Rigth-Divide“ nimmt ihren Ausgang von der Beobachtung, dass politische Vorzeichen in den letzten Jahren eine radikale Umpolung erfuhren. Vieles, was fünfzig Jahre lang Gegenstand einer vornehmlich linksemanzipatorischen Kritik war, ist laut den Organisatoren der Tagung mittlerweile – politisch wirkungsvoller – zur Zielscheibe nationalistisch-autoritärer Bewegungen geworden: der Liberalismus, der Kapitalismus, die Globalisierung, das politische Prinzip der Repräsentation, der hegemoniale Charakter von Wahrheitsansprüchen. Leitkonzepte der French Theory wie „Dekonstruktion“ und „Simulation“ seien in die Machtpraxis von Rechtspopulisten übergegangen.
„Kulturwissenschaftler dagegen, die eigentlich in der Anerkennung von Verschiedenheit und wissenskultureller Vielfalt geübt sind, finden sich in der ungewohnten Lage wieder, auf fact checking zu pochen und gegen die Relativierung universell gültiger wissenschaftlicher Erkenntnisse zu demonstrieren“, erklärt Albrecht Koschorke, Konstanzer Professor für Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft, Sprecher des Graduiertenkollegs und maßgeblich beteiligt am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz. Er ergänzt: „Wir müssen uns fragen, wie die Errungenschaften des Poststrukturalismus gegen eine solche ‚feindliche Übernahme‘ verteidigt werden können.“
Die Konferenz „Concerning Matters and Truths. Postmodernism’s Shift and the Left-Rigth-Divide“ zielt von diesen Beobachtungen ausgehend auf eine Revision der jüngeren (Theorie-)Geschichte und möchte Fragen nach dem Wert von Identität und Wahrheit dementsprechend neu verhandeln.
Die Abschlusstagung des Graduiertenkollegs „Das Reale in der Kultur der Moderne“ wird unter der Leitung von Albrecht Koschorke in Kooperation mit Karin Harrasser, Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz, und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin organisiert. Das Graduiertenkolleg „Das Reale in der Kultur der Moderne“ ist dem Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ assoziiert und bildet seit 2010 DoktorandInnen verschiedener kulturwissenschaftlich ausgerichteter Disziplinen aus.
Faktenübersicht:
- "Concerning Matters and Truths. Postmodernism’s Shift and the Left-Rigth-Divide“ – Abschlusskonferenz des Konstanzer Graduiertenkollegs „Das Reale in der Kultur der Moderne“
- Ort: Haus der Kulturen der Welt in Berlin
- Zeit: 4. bis 6. Oktober 2018
- Leitung: Albrecht Koschorke, Professor für Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz und Sprecher des Graduiertenkollegs