Professur Ethnologie und Kulturanthropologie  

Prof. Dr. Thomas G. Kirsch

Im Laufe der Fachgeschichte hat Sozial- und Kulturanthropologie, die im deutschsprachigen Raum auch als ‚Ethnologie‘ bezeichnet wird, eine bedeutungsvolle Transformation vollzogen, als sich der vormalige Fokus auf nicht-moderne, außereuropäische Gesellschaften zunehmend zur Analyse postkolonialer, in massenmediale Kommunikationszusammenhänge eingebundene und durch komplexe Vernetzungsstrukturen charakterisierte Sozialformationen verschob.

Im Fachverständnis der Professur für Ethnologie an der Universität Konstanz handelt es sich bei Sozial- und Kulturanthropologie um eine vorwiegend den qualitativen Methodologien verpflichtete Disziplin, die im Schnittbereich sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektiven angesiedelt ist.

Mit Blick auf die Kontext- und Prozesshaftigkeit soziokultureller Aushandlungen beschäftigen sich die in diesem Arbeitsbereich durchgeführten Forschungsvorhaben mit den vielfältigen Erscheinungsformen der Konstituierung von Sozialität und Kulturalität und der damit zusammenhängenden, oftmals konfliktreichen Koproduktion von ‚Identität‘ und ‚Alterität‘. Dabei werden vor allem empirisch fundierte Arbeiten verfolgt, die Bereitschaft zu interdisziplinärem Dialog und aktives Interesse an sozial- und kulturanthropologischer Theorieentwicklung erkennen lassen.


Professur Ethnologie mit Schwerpunkt  Politische Anthropologie

Prof. Dr. Judith Beyer

Die Arbeitsgruppe Ethnologie mit Schwerpunkt Politische Anthropologie beschäftigt sich mit Fragen der Politik- und Rechtsethnologie. Mit einem ethnographischen Fokus auf Zentral- und Südostasien wird auf Basis von stationärer Feldforschung zu folenden Themen gearbeitet: Staat und Staatenlosigkeit, soziale Ordnung, Gemeinschaft, Autorität, (Neo-)Traditionalisierung, Rechtspluralismus, Verfassungspolitik und Aktivismus. Die Ethnologie in Konstanz steht insgesamt für eine international ausgerichtete, theorieorientierte und forschungsstarke Wissenschaft, die eine Brücke zu qualitativen Ansätzen in der Kultursoziologie schlägt.


Professur Geschichte der Religionen

Prof. Dr. Daniel König

Forschungsschwerpunkte der Professur "Geschichte der Religionen" sind die Spätantike und die frühmittelalterliche Christianisierung Europas, die Beziehungen zwischen dem lateinisch-christlichen Europa und der arabisch-islamischen Sphäre, die Sozialgeschichten sprachlicher Verflechtung zwischen dem Lateinischen und dem Arabischen, die gegenseitige Dokumentation von lateinisch-christlicher und arabisch islamischer Sphäre ("Bilder des Anderen") sowie Orientalismus und Okzidentalismus.


Professur Kulturtheorie und kulturwissenschaftliche Methoden

Prof. Dr. Kirsten Mahlke

Die Verbindung von textwissenschaftlichen mit kultur- und sozialtheoretischen Fragestellungen steht im Zentrum der Forschungsvorhaben, die im Arbeitsbereich der Professur für Kulturtheorie durchgeführt werden.

Einer Verengung des Literaturbegriffs auf selbstgenügsame sprachliche Kunstwerke soll damit ebenso konsequent entgegengearbeitet werden wie der isolierten Verhandlung einer „Kultur“, deren Reservat von dem der „Gesellschaft“ und „Geschichte“ je schon zu trennen sei.

Stattdessen gilt die Aufmerksamkeit den wechselseitigen Implikationen. Literatur, so die Grundprämisse der Forschungsarbeit, ist eine Form der gesellschaftlichen Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung unter anderen – mit besonderen medialen Voraussetzungen, semiotischen Bedingungen und ästhetischen Spielräumen –, während umgekehrt Gesellschaft auf ästhetische Regime und zeichenhafte Verständigungen angewiesen bleibt. Ohne Praktiken kultureller Semiosis – zu denen auch die Literatur zählt, indem sie sich als Vermittlungsinstanz und Fiktionsressource anbietet – kann sich kein soziales Gebilde begründen und nach innen und außen stabilisieren.


Professur für Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Wissensgeschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften

Prof. Dr. Anne Kwaschik

Wie kam Wissen aus und über Afrika nach Europa? Wie und in welcher Form wurde Wissen zu einer entscheidenden Grundlage moderner Gesellschaften und ihres Nachdenkens über Zukunft? Die Wissensgeschichte an der Universität Konstanz versteht sich nicht als ein Teilgebiet der Geschichte, sondern als eine Sichtweise oder ein offener historischer Fragehorizont. Sie beschäftigt sich einerseits mit der historischen Entwicklung, den wechselnden Formen und Produktionsbedingungen sowie dem Wandel der gesellschaftlichen Funktionen von Wissen. Andererseits wendet sie sich historischen Momenten und Konfigurationen zu, in denen Wissen und seine Eigenschaften selbst verhandelt werden.Im Rahmen dieses umfassenden Forschungs- und Lehrprogramms stellt die Wissenschaft als eine historische Wissenskultur mit ihren Institutionen, Objekten, Semantiken und Praktiken ein zentrales Thema dar. Die Konstanzer Wissensgeschichte hat ihren Schwerpunkt in der Geschichte der Sozial- und Humanwissenschaften vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Ihr Interesse liegt in der Geschichte sozialer Epistemologie und Praxeologie in einer globalen Perspektive.