Lebhafte Details und erhellende Einsichten
Mit dem Toynbee Prize erhält Prof. Dr. Jürgen Osterhammel eine weitere ehrenvolle Auszeichnung für sein wissenschaftliches Werk
Der Konstanzer Historiker Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz, erhält den Toynbee Prize 2017. Dies gab das Auswahlgremium der Toynbee Prize Foundation bekannt. Prof. Jeremy Adelman, Historiker an der Universität Princeton (USA) und Kuratoriumsmitglied der Stiftung, erklärte, die Arbeit des Preisträgers beweise einen unvergleichlichen Zugriff auf mannigfaltige historiographische Traditionen und die Fähigkeit, lebhafte empirische Details mit erhellenden konzeptuellen Einsichten zu verbinden. Die Verleihung des Preises an Jürgen Osterhammel findet am 6. Januar 2017 im Rahmen des Annual Meeting der American Historical Association in Denver (USA) statt.
Jürgen Osterhammel wurde insbesondere durch sein Buch „Die Verwandlung der Welt“ über das Fachpublikum hinaus bekannt. Als die Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts 2009 erschien, stieß sie schnell auf große Resonanz und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter einige der angesehensten Preise, die in Deutschland für Wissenschaft und Wissenschaftsvermittlung vergeben werden. Die englische Übersetzung erschien 2014 als überarbeitete und aktualisierte Fassung bei Princeton University Press. Übersetzungen in neun Sprachen sind erschienen oder in Arbeit. Die Preisbegründung zitiert das Urteil eines Rezensenten, es sei „zweifellos die bedeutendste Leistung eines deutschsprachigen Historikers des bisherigen 21. Jahrhunderts“.
„Die Verwandlung der Welt“ ist nur eine von vielen Forschungsarbeiten Jürgen Osterhammels auf dem Gebiet der Globalgeschichte. Auch seine „Geschichte der Globalisierung“ von 2003, die er gemeinsam mit Niels P. Peterson geschrieben hat, wurde stark beachtet und in mehrere Sprachen übersetzt. Mit Akira Iriye von der Universität Harvard (USA) gibt er eine Weltgeschichte in sechs Bänden heraus, die parallel auf Deutsch und Englisch veröffentlicht wird. Band vier ist soeben erschienen. Derzeit arbeitet er an einer englischen Neufassung seines Buches „Die Entzauberung Asiens“.
Jürgen Osterhammel ist seit 1999 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Konstanz. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Academia Europaea sowie Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie von Turin und der British Academy. 2014 hielt er die 26. Jan Patočka Memorial Lecture am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien – in der Nachfolge von Rednern wie Ralf Dahrendorf, Jacques Derrida und Edward Said. 2015 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Die Toynbee Prize Foundation wurde 1987 zur Förderung der Sozialwissenschaften gegründet. Sie verleiht den Preis alle zwei Jahre an herausragende Globalhistorikerinnen und Globalhistoriker. Benannt wurde die Stiftung nach dem Geschichtsphilosophen und Universalhistoriker Arnold J. Toynbee (1889-1975). Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern zählen unter anderen Lord Ralf Dahrendorf und der im letzten Jahr verstorbene Sir Christopher Bayly.
Weitere Informationen unter: http://toynbeeprize.org/