Prototyp des (Fort-)Bildungsprogramms für Integrationsbeauftragte startet
In Kooperation mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg werden am 10. und 11. November die ersten beiden Module des Fortbildungsprogramms in Stuttgart erprobt.
Durch die Analyse von Expert*innenwissen zum (Fort-)Bildungsprogramm für Integrationsbeauftragte
Die Arbeit von Integrationsbeauftragten zeichnet sich durch eine hohe Dynamik und vielfältige Aufgabenbereiche aus. So handhaben sie häufig viele Projekte nebeneinander und müssen mehrere Politikfelder gleichzeitig im Blick behalten. Neben der Erfüllung ihres originären Auftrags, den Menschen in ihrer Gemeinde oder ihrer Stadt Partizipationsmöglichkeiten und Chancengleichheit zu ermöglichen, stehen Integrationsbeauftragte vor der Aufgabe, die passenden Netzwerke bereitzustellen, sich in aktuellen Diskursen der Einwanderungsgesellschaft auszukennen und sich in der Welt der Verwaltung Geltung zu verschaffen.
Trotz dieser Relevanz von Integrationsbeauftragten für die kommunale Arbeit und damit auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und trotz der Dynamik ihres Arbeitsfelds ist „Integrationsbeauftragte*r“ keine Profession, die einen entsprechenden Ausbildungsweg verlangt. Vielmehr verstehen sich viele Integrationsbeauftragte als Quereinsteiger*innen, die sich ihr Wissen selbst aneignen und stetig erweitern.
In der Aufstellung des (Fort-)Bildungsprogramms war es daher besonders wichtig, anhand von Expert*inneninterviews zunächst zu erschließen, welches Wissen und welche Theorien aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive für die alltäglichen und außeralltäglichen Herausforderungen in der Integrationsarbeit notwendig sind und sein könnten.
Die Idee des Transferprojekts „(Fort-)Bildungsprogramm für Integrationsbeauftragte“ ist es, die Vielfalt der Aufgabenfelder und der Expertise der Integrationsbeauftragten in einem Programm zu bündeln und zu ergänzen und ein Selbst-Lern-System aufzustellen, das sich ständig weiterentwickelt.
Professionalisierungsprozesse im Integrationsbereich begleiten – das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg unterstützt das Programm
Seit Beginn der Arbeit am (Fort-)Bildungsprogramms für Integrationsbeauftragte spielt die „epistemische Partnerschaft“ mit Praxispartner*innen eine zentrale Rolle: Durch die regelmäßige Teilnahme an Gremien und Ausschüssen, wie beispielsweise dem AK Integrationsbeauftragte Südbaden, der Mitgestaltung von Workshops, beispielsweise auf der AG Zugewanderte Menschen des Städtetags Baden-Württemberg sowie in der konkreten Zusammenarbeit mit unterschiedlichen integrationspolitischen Akteur*innen in gemeinsamen Veranstaltungen gelang es, ein (Fort-)Bildungsprogramm aufzustellen, das Verwaltungs-, Vernetzungs- und Integrationsfachwissen gleichberechtigt neben aktuelle kulturanalytische Konzepte stellt – und damit den Professionalisierungsprozess im Integrationsbereich umfassend beleuchtet.
Durch die frühe Vernetzung mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg wird das Programm nun auch auf politischer Ebene unterstützt.
Große Nachfrage nach dem Prototyp
Das (Fort-)Bildungsprogramm umfasst vier unterschiedliche Module, die ineinandergreifen. So behandelt das erste Modul das Individuelle und Strategische Vorgehen im Integrationsalltag und stellt Selbstpositionierungsprozesse in den Mittelpunkt: Wie können Integrationsbeauftragte ihre Arbeit in Bezug auf ihre Selbstorganisation und Selbstpositionierung gestalten? Das Modul ist in die Bausteine „Leitlinien und Gesetze im Integrationsfeld“ und „Positionierung, Zielsetzungen und Strategien der integrationspolitischen Arbeit“ unterteilt. Im zweiten Modul zu „Verwaltung – Organisationsprozesse“ widmet sich das Programm der Frage: Wie können Integrationsbeauftragte ihre Arbeit in Bezug auf ihre Systempositionierung gestalten? Es besteht aus den Bausteinen „Spielregeln in der Verwaltung“ und „Netzwerkpartnerschaften und Kooperationen“. Das dritte Modul „Struktur und Auftrag – Bündnisprozesse“ bietet Raum für Austausch und Vernetzung und stellt die Schnittstellenarbeit in den Fokus. Hierzu ist bereits eine Fachtagung zum Thema Bildung im Sommer 2022 in Konstanz angeboten worden, die unter dem Titel „Bildungswege“ verschiedene Akteur*innen im Bereich der Integrationsarbeit in ihren Schnittstellen unterstützt hat. Im vierten Modul stehen die „Entwicklungen des Zusammenhalts – Bewusstwerdungsprozesse“ im Mittelpunkt. Hier wird die Frage gestellt: Wie gestalten Integrationsbeauftragte durch ihre Arbeit gesellschaftliche Verhältnisse mit? Dieses Modul besteht aus sehr unterschiedlichen Bausteinen, beispielsweise zu „Antidiskriminierung, Diversity, Inklusion - Zum konzeptionellen Wandel des Integrationsbegriffs“, „Von der Einwanderungsgesellschaft zur postmigrantischen Gesellschaft? – Migrationsgeschichte(n) und Erinnerungskulturen in Deutschland“ oder „Politische Repräsentationen und Diskursteilhabe“.
Mit dem Start des Prototyps des (Fort-)Bildungsprogramms werden nun die ersten beiden Module ausgebracht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Frage nach der Profession von Integrationsbeauftragten und wie diese über Wissen (Auftrag), Haltung (Rolle) und Methode (Organisation) ausgefüllt werden kann.
Der Prototyp findet am 10. und 11. November 2022 im Ministerium für Gesundheit, Soziales und Integration Baden-Württemberg statt. Die hohe Zahl von 50 Interessent*innen zeigt einmal mehr, wie wichtig die Begleitung im Prozess der Professionalisierung ist. Damit stellt das (Fort-)Bildungsprogramm für Integrationsbeauftragte eine bisher einzigartige Wissenssicherung und Wissensweitergabe dar, das als Prototyp in Baden-Württemberg entwickelt auch bundesweite Strahlkraft hat.