Konstanzer Homeoffice-Studie
Konstanzer Langzeitstudie stellt fest, dass besonders jüngere ArbeitnehmerInnen dem Arbeiten im Homeoffice positiv gegenüberstehen. Ein Sechstel von ihnen würden für garantierte Homeoffice-Tage sogar Gehaltseinbußen in Kauf nehmen.
Rein in das Homeoffice, raus aus dem Homeoffice, und dann wieder zurück – der wellenförmige Verlauf der Pandemie führt zu vielen Anpassungsphasen bei ArbeitnehmerInnen und Betrieben und zu zahlreichen Zwischenformen zwischen Homeoffice in Vollzeit und klassischer Präsenzpflicht am Arbeitsplatz. Dabei ist die erforderliche Anpassungsleistung bei beiden Gruppen enorm. Die Konstanzer Homeoffice-Studie des Organisationsforschers Prof. Dr. Florian Kunze (Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“, Universität Konstanz) und seiner Mitarbeiterin Sophia Zimmermann geht diesen Entwicklungen seit dem Frühjahr 2020 in einer empirischen Längsschnittstudie nach. Sie befragen dazu stets dieselben Personen, die für die Erwerbsbevölkerung mit Büro- und Wissenstätigkeiten repräsentativ ausgewählt wurden. So können sie die Entwicklung der Situation über die Zeit verfolgen.
„Unsere jüngste Befragung im November 2021 zeigt nicht nur, dass der Wunsch nach Homeoffice stabil geblieben ist“, sagt Florian Kunze. „Gerade unter den Jüngeren würden viele sogar in Kauf nehmen, etwas weniger zu verdienen, wenn sie dafür regelmäßig von zu Hause aus arbeiten dürften. Dabei ist die Arbeitsplatzsituation in Deutschland von einer hybriden Arbeitskultur, in der Homeoffice, mobile Arbeitsformen und Präsenzarbeit Hand in Hand gehen, noch recht weit entfernt.“
Die Befunde:
- Der durchschnittliche Wunsch der ArbeitnehmerInnen nach Homeoffice liegt seit Beginn der Pandemie vor ca. 20 Monaten stabil bei ca. 2,9 Tagen in der Woche.
- Dabei unterscheiden sich die Altersgruppen. Den 18-35-jährigen ist Homeoffice so wichtig, dass ca. ein Sechstel von ihnen sogar Gehaltseinbußen dafür in Kauf nehmen würde.
- Nur 18 Prozent der Befragten meinen, dass Homeoffice Produktivität und Arbeitsprozesse stört. Unter den befragten Führungskräften liegt dieser Wert mit 26 Prozent deutlich höher. 70 Prozent der Beschäftigten kommen trotz Präsenzarbeit noch vorwiegend digital zusammen.
Auch nach der Rolle der Betriebe für das Impf- und Infektionsgeschehen fragten die Forschenden:
- Mehr als die Hälfte der Befragten wurde vom Arbeitgeber zur Impfung aufgefordert oder bekam im Betrieb eine Impfung angeboten.
- Ein Drittel der Befragten gab an, dass 3G-Regelungen an ihrem Arbeitsplatz nicht eingehalten würden.
Faktenübersicht:
- Prof. Dr. Florian Kunze ist Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz. Er forscht zu Digitalisierung und neuen Formen der Arbeit, zum demographischen Wandel in öffentlichen und privaten Organisationen und effektivem Führungsverhalten.
- Sophia Zimmermann ist Doktorandin an der Professur für Organisational Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Entwicklung von Mitarbeiterkompetenzen für den digitalen Wandel und der effektiven Gestaltung von Telearbeit.
- Die Online-Befragung wurde über das Online-Umfrageinstitut Respondi durchgeführt und umfasste bisher 14 Befragungszeitpunkte. An der jüngsten Befragungswelle (12.-18.11.2021) nahmen 688 Personen teil, die die Erwerbsbevölkerung in Bürotätigkeiten repräsentativ nach Alter und Geschlecht abbilden.
- Die Umfrage ging aus dem Projekt „Digitalisierung, Automatisierung und die Zukunft der Arbeit in postindustriellen Wohlfahrtsstaaten“ am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz hervor.