Kaiser Maximilian und seine Musiker
Fortsetzung der „Reichenauer Sternstunden“ mit einem Vortrag und Musik am Renaissance-Cembalo
Die Zeit, in der sich Kaiser Maximilian I. aktiv in die Geschicke des Klosters einschaltete, war keine glorreiche Zeit für die Insel Reichenau. Am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts kämpfte die Abtei ums Überleben. Doch für den römischen König und späteren Kaiser war jeder Zipfel Boden, an dem er seine zersplitterte Herrschaft im deutschen Südwesten aufrechterhalten konnte, wichtig. In ihrem Vortrag „Wol auff wol auff an bodensee“ – Kaiser Maximilian I. und seine Musiker vor der Reichenau“ wird Prof. Dr. Nicole Schwindt von der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen darlegen, dass sich Reflexe der Aufenthalte des Hofes am Bodensee auch an Stellen zeigen, die eher selten in den Schlagzeilen auftauchen: In der geistlichen Musik und in der weltlichen Liedkultur. Die Veranstaltung am Mittwoch, 15. Juni 2016, findet im Münster St. Maria und Markus auf der Insel Reichenau statt und beginnt um 20 Uhr.
In ihrem Vortrag wird die Professorin für Musikwissenschaft dem Wirken der habsburgischen Hofkapelle am Bodensee und ihren Kontakten zur dortigen Musikszene nachspüren. Immer wieder hatte sich das Hoflager hier niedergelassen, mit und ohne den Regenten, und es kam auch vor, dass der Hof weiterzog und nur noch die Musiker vor Ort blieben. Die historischen Mosaiksteinchen werden von einem Reigen erklingender Kompositionen umrahmt. Alfred Gross, der sich auf den historischen Tasteninstrumenten Cembalo, Clavichord und Fortepiano einen Namen machte, illustriert am Renaissance-Cembalo den Fantasiereichtum der Musiker eines Wanderhofes, der gleichwohl über die besten Kräfte im Reich verfügte. Es werden Kompositionen von Heinrich Isaac, Ludwig Senfl, Hans Buchner und Paul Hofhaimer zu hören sein.
Nicole Schwindt lehrt als Professorin für Musikwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen Alte Musik. Zeitweise war sie auch an der Universität Bern und der Stanford University tätig. Sie beschäftigt sich im Besonderen mit der weltlichen Musik der Renaissance, zu der sie eine Vielzahl von Publikationen vorlegte. Zurzeit bereitet sie dank einer zweijährigen Freistellung durch ein Opus magnum-Stipendium der VolkswagenStiftung ihr Buch „Maximilians Lieder. Weltliche Musik in deutschen Landen um 1500“ vor.
Eine internationale Konzerttätigkeit sowie zahlreiche Tonträger-Aufnahmen als Solist, Kammermusiker und Ensemble-Leiter und die Leitung der Cembaloklasse an der Kirchenmusikhochschule Tübingen dokumentieren die Vielseitigkeit von Alfred Gross. In den vergangenen Jahren hat er sich vermehrt der deutschen Klaviermusik der Renaissance gewidmet.
Mit dem Vortrag der Musikwissenschaftlerin wird die Reihe „Reichenauer Sternstunden“ fortgesetzt. Die gemeinsame Veranstaltung von Universität Konstanz, Gemeinde Reichenau, Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau und dem Zentrum für Psychiatrie Reichenau führt die Wissenschaftsreihe „Hermannus Contractus“ weiter, die 2013 ins Leben gerufen wurde. Thematisch orientiert sich die Reihe, die in Zusammenarbeit mit dem Konstanzer Wissenschaftsforum der Universität Konstanz entstand, am mittelalterlichen Bildungskanon.