Kilometer1 Awards 2022 Bild: Philipp Uricher

Großer Applaus für Startup-Nachwuchs

Kreative Ideen und durchdachte Konzepte für deren Umsetzung: Die Nachwuchs-Startups, die beim diesjährigen Kilometer1-Award pitchten, haben Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie Nachhaltigkeit, Gesundheit und Bildung.

Sie stecken in Lautsprechern, in Herzschrittmachern, in Generatoren von Stromkraftwerken und auch in Autos mit Elektroantrieb: Dauermagnete aus Neodym. Bis zu drei Kilogramm dieses Elements, das zu den seltenen Erden zählt, sind in einem Motor in einem E-Fahrzeug verbaut. Was das mit Konstanzer Gründungsinteressierten zu tun hat? Die Studierendengruppe ReDrive will ein Verfahren vermarkten, das das 100-prozentige Recycling von Neodym ermöglicht. Das ist nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit interessant, sondern auch aus finanzieller Sicht: Der Preis von Neodym schwankt stark, aktuell kostet ein Kilogramm Neodym 220 Euro.

Frauke Müller, die nach ihrem Studium an der Hochschule Pforzheim zum Masterstudium International Project Engineering an die HTWG gekommen ist, und ihre frühere Pforzheimer Kommilitonen Theodor Schoss und Max Ankenbrand haben mit ihrem Konzept beim Finale der Kilometer1 Awards den ersten Platz in der studentischen Kategorie belegt und den Student Innovation Award gewonnen. „Das Konzept hat uns alle magnetisch angezogen“, erläuterte Jurymitglied Friedrich Kisters vor dem Publikum im Gründungs- und Innovationszentrum farm bei der Verleihung. 13 Studierendenteams hatten sich um den Award und das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro beworben.

CellAlarm gewinnt Science Innovation Award

„Richtig weggehauen“ hat die Gewinneridee von Clovis Seumen und Erik Sontowski die Jury in der Kategorie „Science Innovation Award“, um den sich DoktorandInnen und Postdocs bewerben konnten. Die Biologen, die in der Arbeitsgruppe Zellbiologie (AG Hauck) der Universität Konstanz arbeiten, haben eine Zelllinie namens CellAlarm entwickelt. CellAlarm ist ein schneller und hochempfindlicher zellbasierter Test zum Nachweis von Verunreinigungen in Präparaten. „Das gibt einen sozialen und gesundheitlichen Impact, der nicht zu übertreffen ist“, sagte Juror Joachim Plesch. Das Team hatte sich gegen fünf MitbewerberInnen durchgesetzt.

Kritischer Blick der Jury

Schon beim letztjährigen Award war das Niveau hoch, „in diesem Jahr haben mich die Pitches nochmals mehr durch ihre hohe Qualität überrascht“, sagte Christina Lang vom Kilometer1-Team und Moderatorin des Abends. Bereits im Vorfeld mussten die Gründungsteams einen Vorauswahlprozess überstehen. Eine unabhängige Jury nominierte jeweils vier Teams für den finalen Pitch bei den Kilometer1 Awards. Die nominierten Teams hatten vorab an einem Vorbereitungsworkshop mit Startup-Coaches teilgenommen, der ihnen half, ihr Konzept nachzuschärfen.

In einem dreiminütigen Elevator-Pitch (also ohne Präsentation) präsentierten sie nun ihre Idee und ihr Team. Darauf stellten sie sich souverän einer fünfminütigen Befragung der Jurymitglieder Antje Freyth, Philipp Kessler, Friedrich Kisters und Joachim Plesch. Sie bewerteten dann die Ideen nach Innovationsgrad, Machbarkeit, Klarheit und Verständlichkeit des Geschäftsmodells sowie den Kompetenzen und der Motivation des Teams.

Auch wenn die Jury jeweils ein Team auszeichnete, seien alle TeilnehmerInnen GewinnerInnen betonte Christina Lang. Mit Verweis auf vorhandene Angebote ermutigte sie sie: „Bleibt dran, holt Euch Unterstützung bei Kilometer1 und nutzt den Support, den Euch das Gründernetzwerk in Konstanz bereitstellt.“ Eine lange Reise mit Höhen und Tiefen erwarte sie, kündigte die Moderatorin den Teams an.

Auszeichnung der „Founder of the year“

Ermutigung erhielten sie auch von den Hochschulalumni, die schon große Etappen einer solchen Reise geschafft haben. Im Wettbewerb „Founder of the year“ wurde jeweils ein GründerInnenteam der Universität Konstanz und der der HTWG ausgezeichnet, das eine erfolgreiche Gründung absolviert hat. Die Fördergesellschaft der Hochschule Konstanz honorierte die Leistungen von „OpenDress“. Das Team um Verena Ziegler will die digitale Transformation der Bekleidungsindustrie vorantreiben, indem KundInnen zum einen mit Hilfe eines 3D-Scans Kleidung an ihrem virtuellen Avatar anprobieren können. Zum anderen, indem Kleidung passgenau entsprechend der digital erfassten Körpermaße angefertigt wird.

Der Verein der Ehemaligen der Universität Konstanz (VEUK e. V.) ehrte das Team „Sklls“ um die GründerInnen Verena Hauser, Marina Eckert und Heinrich Geywitz. Die UniversitätsabsolventInnen haben eine interaktive Coaching-App für innovative Personalentwicklung zur frühen und individuellen Förderung von Mitarbeiterstärken entwickelt und auf den Markt gebracht. In ihrer Laudatio betonte Isabell Otto aus dem Vorstand des VEUK e. V. vor allem den Innovationsgrad und das Adressieren von wichtigen Zukunftsthemen des Vorhabens.

Feiern und Netzwerken

„Es ist ermutigend, die Motivation zu sehen, mit der die Teams hier Lösungen für Probleme angehen – gerade in dieser Zeit“, sagte Christine Ludwig, Koordinatorin der Award-Verleihung. Trotz der Wettbewerbssituation herrschte unter den NachwuchsgründerInnen eine kollegiale Atmosphäre. Bei Suppe und Glühwein folgten die GründerInnen und Gründungsinteressierten gerne der Aufforderung zu netzwerken – untereinander wie auch mit Gästen aus dem Gründungsnetzwerk Bodensee wie zum Beispiel Christina Groll, Leiterin des gastgebenden Gründungs- und Innovationszentrums „farm“ und Jurymitglied Antje Freyth, die als Vertreterin von „Unternehmer:innen für Gründer:innen“ das Mindelseestipendium präsentierte.

Kilometer1

Kilometer1 ist die gemeinsame Startup-Initiative der Universität Konstanz und HTWG Konstanz. Ihr Auftrag ist es, den Gründergeist und die Gründerkultur an den beiden Hochschulen zu stärken und Hochschulangehörigen bei der Verwirklichung und Umsetzung ihrer Ideen zu helfen. Die Initiative informiert über die neusten Ereignisse und Veranstaltungen rund um das Thema Gründung und dient als Plattform für GründerInnen, um sich mit anderen Gründungsinteressierten zu vernetzen. Zudem berät sie Interessierte zu ihrem Gründungsvorhaben, bietet Events und Vorlesungen an den Hochschulen an und unterstützt bei der Beantragung von Fördermitteln wie dem EXIST-Gründerstipendium.