Gefühlt demokratisch
Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz lädt zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Populismus ein
Wer ist das Volk, wer spricht für es: Selbst ernannte oder demokratisch gewählte Volksvertreter? Die Veranstaltungsreihe „Foyer Forschung“ geht mit der Podiumsdiskussion „Populismus – gefühlte Demokratie?“ am 27. April 2017 um 20 Uhr einem Phänomen nach, dem im Wahljahr 2017 besondere Brisanz zukommt. Auf dem Podium diskutieren die Politikwissenschaftlerin und Soziologin Dr. Paula Diehl von der Universität Bielefeld, der Politologe Dr. Marcel Lewandowsky von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Prof. Dr. Sophie Schönberger, Professorin für Staats- und Verwaltungsrecht, Medienrecht, Kunst- und Kulturrecht an der Universität Konstanz. Der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz lädt dazu in das Foyer der Spiegelhalle des Konstanzer Theaters ein.
Mit dem Brexit-Votum und der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA haben populistische Bewegungen im vergangenen Jahr gewaltige Punktsiege verzeichnet. In den demokratisch verfassten Staaten Europas wird Populismus zunehmend als Bedrohung wahrgenommen, zumal auch hier populistische Strömungen Themen besetzen und Parlamentssitze gewinnen. Mit welchen Strategien punkten Populisten? Welches politische Gegenmodell entwerfen sie? Und wie verhält sich dieses zur Demokratie? Dies beleuchtet die neue Ausgabe der Reihe Foyer Forschung am 27. April im Foyer der Konstanzer Spiegelhalle.
Paula Diehl spricht von einer ambivalenten Beziehung zwischen Populismus und repräsentativer Demokratie. So können nach ihrer Überzeugung populistische Akteure einen positiven Einfluss auf die Demokratie haben, wenn sie auf das Prinzip der Volkssouveränität aufmerksam machen und mehr Teilhabe des Volkes an politischen Prozessen verlangen. „Aber Populismus hat auch seine Schattenseite“, warnt die Wissenschaftlerin. „Denn er verzerrt die politische Debatte, dramatisiert und polarisiert die Diskussion.“ Sie wird in der Diskussion ein besonderes Augenmerk darauf legen, wie populistische Botschaften kommuniziert und verbreitet werden. „Interessanterweise sind die Kommunikationstechniken des Populismus besonders kompatibel mit den Aufmerksamkeitsregeln der Massenmedien“, stellt Diehl fest.
Wie erfolgreich populistische Parteien darin sind, mediale Aufmerksamkeit in Wählergunst zu verwandeln, wird das Wahljahr 2017 – wie bereits im März in den Niederlanden – in Frankreich und Deutschland zeigen. Welche Ideologien vertreten rechtspopulistische Parteien in Europa? Wie wirken sie? Wovon hängt ihr Erfolg ab? Marcel Lewandowsky wird im „Foyer Forschung“ dies anhand konkreter Beispiele vergleichen. Der Politologe betont: „Es ist wichtig, bei allen Gemeinsamkeiten auch zu sehen, worin die zum Teil feinen ideologischen Unterschiede der Populisten liegen – nur dann kann man sie verstehen.“
Das Beispiel USA zeigt: Die politische Realität kann diejenigen einholen, die Volksnähe inszenieren und mit gefühlten Wahrheiten Wahlkampf machen, zumindest in einem funktionierenden demokratischen System mit einer effektiven Gewaltenteilung und einer freien Presse. „Insbesondere dort, wo populistische Bewegungen zugleich einen autoritären Kern haben, besteht jedoch die große Gefahr, dass sie demokratische Institutionen von innen heraus destabilisieren oder sogar zerstören“, erklärt Staatsrechtlerin Sophie Schönberger, die die Podiumsdiskussion moderieren wird.
Das Foyer Forschung ist eine Veranstaltungsreihe des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“ und des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz der Universität Konstanz, die in Kooperation mit dem Stadttheater einmal im Semester öffentlich brisante Wissenschaftsthemen in ein städtisches Forum bringen. Der Eintritt zu den Veranstaltungen der Reihe im Foyer der Spiegelhalle ist frei.
Faktenübersicht:
- Termin: 27. April 2017, 20 Uhr
- Ort: Foyer der Spiegelhalle des Stadttheaters Konstanz, Hafenstraße 12, Konstanz
- Veranstalter: Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz