Für Pazifismus
Das Universitätstheater Konstanz (UTK) bringt in Kooperation mit Schauspielern des Stadttheaters Konstanz, dem Kunstraum Kreuzlingen und der Asylgaststätte Thurgau Stefan Zweigs Novelle „Der Zwang“ auf die Bühne
Es herrscht Krieg. Flucht oder Kampf, das sind die einzigen Optionen. Wer von Gehorsam getrieben mit der Masse mitmarschiert, der kämpft. Wer Mut hat, der flüchtet. So wie der deutsche Maler Ferdinand und seine Frau Paula, die sich in die Schweiz zurückziehen. „Der Zwang“, die nächste Inszenierung des Universitätstheaters Konstanz, basiert auf der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig, der im ersten Weltkrieg selbst flüchtete. Thomas Fritz Jung, Schauspieler am Stadttheater Konstanz, hat sie dramatisiert. Gemeinsam mit Andreas Bauer, dem Leiter des Universitätstheaters, hat er auch die Regie übernommen. Das Universitätstheater Konstanz arbeitet bei diesem Projekt mit ausgebildeten Schauspielern des Stadttheaters zusammen und tritt – passend zur Thematik – erstmals in drei unterschiedlichen Spielorten auf: dem Kunstraum Kreuzlingen, wo am 21. Dezember 2016 auch die erste Aufführung stattfindet, der Asylgaststätte Thurgau (Agathu) und der Studiobühne an der Universität Konstanz.
Die Aktualität des Stoffes, die Kraft der Sprache, die kraftvolle Naivität der beiden Hauptfiguren, aber auch deren Entschlossenheit und Verzweiflung im Kampf umeinander und im Ringen um den richtigen Weg in Zeiten des Krieges nennt Thomas Fritz Jung, auf die Wahl des Stoffes angesprochen. Auf ausdrucksstarke Weise beschreibe das Stück den Konflikt eines Flüchtlingspaares wie er aktueller nicht sein könnte.
Der Einberufungsbescheid seiner Heimat fordert Ferdinand auf, in den Krieg zu ziehen. Gerade erst die ersehnte Freiheit in der Schweiz gewonnen, entfacht das amtliche Schreiben einen inneren Kampf in dem Künstler. Er muss sich entscheiden: zwischen dem Ruf seines Vaterlandes und der Liebe zu seiner Frau. Eine Entscheidung, die ihn sowohl psychisch als auch physisch in den Wahnsinn treibt. Wie selbstbestimmt ist er wirklich? Was ist am Ende stärker? Sein Wille – oder die menschenmordende Kriegsmaschinerie? Stefan Zweig selbst stand einsam und wurde verhöhnt, angefeindet, musste sich seinen eigenen Zweifeln stellen, als es darum ging, Stellung zu beziehen. Wie wenig zählte da das Argument, ein Pazifist zu sein, Krieg grundsätzlich abzulehnen.
„Stellen wir uns vor, heute käme ein junger Mann mit seiner Freundin aus Kriegsgebiet zu uns, und sie bäten um Asyl, mit dem Argument, Pazifisten zu sein. Wie würden sie belächelt, wie schwach wäre heute diese doch so starke Haltung. Von den Medien und der Propaganda der Kriegsbeteiligten verblendet und manipuliert scheint uns heute wieder Krieg als politisches Mittel akzeptiert und notwendig“, so Thomas Fritz Jung.
Die Inszenierung stellt sich Fragen wie: Was heißt es, seine Familie, sein Dorf, seine Freunde in Stich zu lassen und nach Mitteleuropa zu flüchten? Was bedeutet es, täglich mit Informationen aus der Heimat, mit Anrufen von Freunden und der Familie konfrontiert zu sein, denen es schlecht geht? Sich immer wieder zu überprüfen, Zweifel in sich zu tragen, ob man das Recht und auch die Kraft hat, sich dem Krieg zu entziehen und als einzelner gegenüber einem System, einer Kriegsmaschine standhaft bleiben zu können? „Das Stück ‚Der Zwang‘ gibt uns die Möglichkeit, in die Welt der Migranten und aus deren Augen auch auf unsere Gesellschaft zu blicken“, sagt der Regisseur Thomas Fritz Jung.
Die Inszenierung ist aus einer Kooperation des Universitätstheaters Konstanz mit dem Kunstraum Kreuzlingen und dem Agathu entstanden. Unterstützung erhält es von der Kulturförderung Konstanz und vom Verein Kultursee in Kreuzlingen.
Faktenübersicht:
- Premiere am 21. Dezember 2016 um 20 Uhr im Kunstraum Kreuzlingen.
- Weitere Vorstellungen im Kunstraum Kreuzlingen am 9.1. um 20 Uhr, 14.1. um 16.30 Uhr und 15.1.2017 um 11 Uhr
- in der Asylgaststätte Thurgau (Agathu) am 21.und 22.1.2017 jeweils um 20 Uhr
- in der Studiobühne: am 25., 27. und 28.1.2017 jeweils um 20 Uhr
- Karten im Vorverkauf ab 7.12.2016 an der Universität Konstanz, dem Buchladen Homburger & Hepp in Konstanz sowie freitags im Kreuzlinger Kunstraum.