Blick auf gesellschaftliche Vielfalt mit Aha-Momenten
Hochschulen und Stadt Konstanz laden gemeinsam mit der Muslimischen Hochschulgruppe zu Veranstaltungen rund um das Thema Diversity – Awareness-Week vom 17. bis 22. Mai will sensibilisieren und zur Diskussion anregen
Feminismus im Islam? Studieren mit Autismus? Diskriminierung auf Grund des Alters? Überraschende Einblicke, berührende Momente und anregende Diskussionen lassen die mehr als 30 Veranstaltungen in der Awareness-Week vom 17. bis 22. Mai erwarten. Universität Konstanz und die HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung laden in Zusammenarbeit mit der Stadt Konstanz und der Muslimischen Hochschulgruppe (MHG) zu Vorträgen, Diskussionen, Workshops, Poetry Slam und Lesung ein. Sie möchten damit gleichermaßen ein Bewusstsein für soziale Vielfalt, aber auch für Benachteiligung und Diskriminierung in der Gesellschaft schaffen wie auch die Diskussion darüber befördern, wie Benachteiligung und Diskriminierung entgegengetreten werden kann.
„Vielfalt ist ein zentrales Qualitätsmerkmal unserer Hochschule, und Offenheit und Interesse gehören zu den wichtigsten Kompetenzen, die wir unseren Studierenden vermitteln wollen, deswegen freue ich mich, dass die HTWG Konstanz ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und der Diskussion über Diversity einen breiten Raum eröffnet", sagt Prof. Dr. Thomas Birkhölzer, Vizepräsident Lehre, Qualität und Internationales an der HTWG. Prof. Dr. Dorothea Debus, Prorektorin für Internationales, Gleichstellung und Diversity an der Universität Konstanz, ergänzt: „Die Universität Konstanz fördert aktiv eine diskriminierungsfreie Organisations- und Wissenschaftskultur und dazu gehört ein breiter und öffentlicher Diskurs über entsprechende Themen.“
Die Hochschulen und die Stadt Konstanz haben 2015 die Charta der Vielfalt unterzeichnet – und damit ihren Anspruch unterstrichen, dass alle Hochschulangehörigen sowie Bürgerinnen und Bürger Wertschätzung erfahren sollen – in Anerkennung unterschiedlicher Geschlechter, Nationalitäten, ethnischer Herkünfte, Religionen oder Weltanschauungen, Behinderungen, Alter, sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten. Die Muslimische Hochschulgruppe Konstanz steht ebenso dafür: „In der MHG sind wir eine in sich diverse Gemeinschaft. Wir setzen uns in allen Bereichen für eine vielfältige, offene und rassismuskritische Gesellschaft ein. Mit der Awareness-Week wollen wir Bewusstsein über verschiedene Diskriminierungsformen schaffen und Menschen dazu einladen ins Gespräch zu kommen“, sagt Vorsitzende Rahsan Karaaslan.
Die Awareness-Week soll Vielfalt, den damit verbundenen Reichtum, aber auch die Herausforderungen bewusst machen und Handlungsoptionen für einen Wandel aufzeigen. Gleichzeitig soll sie benachteiligte Menschen zur gesellschaftlichen Teilhabe ermutigen. Im Vortrag des Vereins Arbeiterkind geht es beispielsweise darum, Studieninteressierte und Studierende zu stärken, die als Erste in der Familie studieren (möchten). Im Vortrag „Autismus ist meine Superkraft“ schildern Personen mit Autismus-Spektrum-Störungen ihre bewegenden Alltagserfahrungen.
„Eines unserer vier Leitziele in der Stadt Konstanz lautet ‚Vielfalt respektvoll und chancenreich gestalten‘. Daher unterstütze ich die Initiative der Konstanzer Hochschulen sehr. Gerade in der heutigen Zeit von Populismus, Abgrenzung bis hin zu offenem Hass ist es wichtig, dass wir auf alle Menschen zuallererst mit Respekt und Anstand zugehen. Auch wenn Vielfalt manchmal anstrengend und nicht immer ohne Konflikte sein kann, müssen wir Menschen grundsätzlich mit Offenheit begegnen und unser eigenes Handeln kritisch hinterfragen“, sagt Bürgermeister Dr. Andreas Osner. Anlässlich des jährlichen Tags der Vielfalt laden Hochschulen, Muslimische Hochschulgruppe und Stadt Konstanz am 17. Mai gemeinsam zum Vortrag des Journalisten und Buchautors Mohamed Amjahid ein. Sein Vortrag zum Thema „Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken“ wird die Woche eröffnen. Am Tag darauf geht der Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Karim Fereidooni auf die Konstruktion von ‚Normalität‘ in Gesellschaft und unterschiedlichen Bildungsinstitutionen ein. Er lädt dazu ein, mit Diversität konstruktiv umzugehen. Die Kulturwissenschaftlerin Lana Sirri wird dem Publikum in ihrem Vortrag in englischer Sprache Einblicke in die mannigfaltigen Aspekte der Geschlechterverhältnisse unterschiedlicher muslimischer Gemeinschaften im globalen Kontext bieten. Die Konstanzer Migrationsforscherin Prof. Dr. Claudia Diehl berichtet über empirische Befunde zur Rolle von Diskriminierung für die Erklärung ethnischer Ungleichheit in Deutschland.
Die Veranstaltungswoche bietet auch eine Vielfalt der Formate: Zum Beispiel wird in einem Poetry Slam das Thema Alltagsdiskriminierung aufgegriffen, in einer Lesung aus seinem Roman wird der gebürtige Kameruner Rodrigue Péguy Takou Ndie Fluchterfahrungen über Nordafrika und Asylverfahren in Deutschland vermitteln, in Workshops wird Ermira Berisha, die unter anderem als Demokratietrainerin für die Bildungsstätte Anne Frank arbeitet, zur rassismuskritischen Selbstreflexion einladen sowie dazu, Mechanismen von Diskriminierung und die eigene Verstrickung zu erkennen. In der Woche werden zudem spezifische Fragen des Hochschulbetriebs bearbeitet: Werden Frauen bei Berufungsverfahren benachteiligt? Welche Rolle spielt das Alter im Hochschulbetrieb? Wie ist erfolgreiches Studieren mit psychischen Erkrankungen möglich?
Alle Veranstaltungen werden online stattfinden. Weitere Informationen und Anmeldungen
Der Zugangslink wird nach einer Anmeldung bis spätestens eine Stunde vor der jeweiligen Veranstaltung zugesandt.