Bildungsperspektiven für Flüchtlinge
Gesamtkonzept des Landkreises Konstanz zur Unterstützung bildungsinteressierter Flüchtlinge
Offene Türen im Landkreis Konstanz für studien- und bildungsinteressierte Flüchtlinge: Die beiden Konstanzer Hochschulen – die Universität Konstanz sowie die Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) – haben in Zusammenarbeit mit Konstanzer Institutionen und Organisationen ein Gesamtkonzept zur Unterstützung bildungsinteressierter Flüchtlinge ausgearbeitet. Im Zentrum steht ein Drei-Phasen-Modell, das Flüchtlingen Ausbildungsmöglichkeiten, einen erleichterten Studieneinstieg sowie generellen Zugang zu Bildungsangeboten vermittelt. Durch eine gegenseitige Vernetzung mit den Konstanzer Institutionen und Organisationen – darunter weitere Ausbildungseinrichtungen wie die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee sowie die Handwerkskammer – wird eine gesamtheitliche Beratung von Flüchtlingen möglich, die auf den individuellen Ausbildungshintergrund der Geflüchteten eingeht. Das Konzept ist aktuell beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg (MWK) zur Förderung eingereicht worden.
„Als Hochschulen und Institutionen des Landkreises sehen wir uns in einer gesellschaftlichen und bildungspolitischen Verantwortung, in der aktuellen Flüchtlingskrise zu helfen. Unser gesamtheitliches Konzept schafft Bildungs- und Integrationsangebote für Flüchtlinge jedes Bildungshintergrunds, von Ausbildungsmöglichkeiten bis zum Studium. Wir würden die Bereitschaft der Landesregierung und des Bundes sehr begrüßen, uns bei der Realisierung des Bildungskonzeptes für Flüchtlinge zu unterstützen“, erklärt Prof. Dr. Ulrich Rüdiger, Rektor der Universität Konstanz.
„Es wäre bedauerlich, wenn mögliche Chancen aus der gegebenen Situation ungenutzt blieben. Deshalb werden wir auch in diesem Sinne unseren Bildungsauftrag mit Engagement wahrnehmen, unter Berücksichtigung von Kapazitäts- und Ressourcensituation unter Beibehaltung unserer Qualitätsansprüche. Die Randbedingungen werden maßgeblich dafür sein, welche Beiträge die HTWG in den einzelnen Phasen leisten kann. Bei entsprechender Unterstützung kann es so gelingen, den Integrationsprozess erfolgreich zu gestalten“, erläutert Prof. Dr. Carsten Manz, Präsident der Hochschule Konstanz.
Die erste Stufe des Drei-Phasen-Modells, die „Phase 0“, bietet allen Flüchtlingen einen breitgefächerten Zugang zu Bildungs- und Beratungsangeboten. Ein Kernelement der „Phase 0“ ist eine ganzheitliche Erstberatung zu Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Die Hochschulen stehen hierzu in engem Kontakt mit den Ausbildungseinrichtungen des Landkreises, um den Geflüchteten eine passgenaue und individuelle Beratung zu Bildungsperspektiven und Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt zu geben. Zu den Angeboten der Konstanzer Hochschulen zählen unter anderem die kostenfreie Nutzung ihrer Bibliotheken, Computerkurse, die Angebote des Hochschulsports, der Zugang zu Lernangeboten und die Vermittlung zu ehrenamtlichen Patenschaftsprogrammen.
Die „Phase 1“ richtet sich an Flüchtlinge mit konkretem Interesse an einem Studium. Sie dient der Vorbereitung auf ein Hochschulstudium und beinhaltet unter anderem ein Sprachkursangebot, ein gebührenfreies Gasthörerstudium zur Studienorientierung und Vorbereitung eines Studiums sowie Beratung in Bildungsfragen. „Phase 1“ umfasst die Prüfung und Klärung von formalen Fragen der Hochschulzugangsberechtigung und -zulassung, zum Beispiel Fragen der Zeugnisanerkennung. Für alle aktuellen und zukünftigen Studierenden der Hochschulen gelten dieselben Qualitäts- und Leistungsstandards.
„Phase 2“ dient schließlich dem Übergang ins Studium an einer der beiden Konstanzer Hochschulen oder an einem Studienkolleg in Deutschland. Zu den Maßnahmen zählen intensive Sprachvorbereitungen, fachliche Orientierungsmöglichkeiten und Angebote zur intensiven akademischen und sozialen Integration.
Neben den beiden Konstanzer Hochschulen beteiligen sich das Studierendenwerk Seezeit, die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, die Handwerkskammer sowie kommunale wie regionale Akteure und Netzwerke, darunter das Internationale Forum der Stadt Konstanz und die Expertinnen- und Expertenrunde zum Thema Geflüchtete des Landratsamts Konstanz. Die Hochschulen kooperieren ferner mit einer Vielzahl ehrenamtlicher Flüchtlingsorganisationen wie „save-me“ und unterstützen die Hochschulgruppe „b-welcome“ in ihrer ehrenamtlichen Arbeit mit studieninteressierten Geflüchteten.