Chrysotil Kristall mit gespleißten Fasern © Asbestorama.com

Was Sie schon immer über Asbest wissen wollten...

... oder sollten


Die Geschichte eines Brandschutz-Wundermaterials

Vorab: Asbest ist kein Kunststoff und es ist auch nicht giftig, wie häufig behauptet wird.

Es ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe verschiedener natürlicher (übrigens sehr schöner!) Minerale, die es aufgrund ihrer technisch günstigen Eigenschaften wie der faserigen, nadeligen Struktur, ihrer chemischen Beständigkeit und vor allem ihrer Feuerfestigkeit Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer gewissen Berühmtheit in der Baubranche gebracht haben.

Damals wurde es als das neue Wundermittel zum Brandschutz gepriesen. Heute - zu Recht - aufgrund der Gefährlichkeit für die Gesundheit geächtet. Obwohl - der Verdacht der Gesundheitsgefährdung besteht schon seit 1930.  Mit der Anerkennung der Asbestose und später dem Mesotheliom (Rippenfellkrebs) als Berufskrankheiten wurde der Zusammenhang zwischen Asbestbelastungen und typischen Krebserkrankungen 1943 offiziell eingeräumt und anerkannt. Erst 1970 wurde Asbest als krebserzeugend eingestuft. Trotzdem wurde Asbest in Deutschland noch bis 1993 und in Europa noch bis 2005 (!!!) eingesetzt und verbaut.

Warum das so lange gedauert hat? Nun, Asbest war ein beliebter, leicht verfügbarer Wunderrohstoff, mit dem in der darauf spezialisierten Rohstoff- und Verarbeitungsindustrie viel Geld verdient werden konnte - und noch immer wird - nur nicht mehr bei uns. Es ist noch immer ein riesiger Markt!


Andere Länder, andere Sitten

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In vielen Ländern wie China, Indien oder Russland spielen heute noch wirtschaftliche Interessen eine so große Rolle, dass Asbestprodukte nach wie vor in riesigen Mengen abgebaut und verkauft werden.



Eine kurze Geschichte über Asbest

3. Jahrhundert vor Christus

Asbest wird erstmals in einem Buch über Steine von Theophrast erwähnt. In Athen wurde ein Docht aus Asbest für die Ewige Flamme der Akropolis verwendet.

 
Plinius der Ältere

berichtet von Leichentüchern und Tischtüchern aus Asbest, die durch Feuer gereinigt werden konnten.

 
Ab 1820

Herstellung feuerfester Kleidung für Feuerwehrleute und Wärmedämmungen für Dampfmaschinen.

 
1870

Erstes Asbestwerk in Frankfurt am Main, um importierten Asbestrohstoff industriell zu verarbeiten. Importe aus Russland und China.

 
1877

Abbau eines der größten Asbestvorkommen der Welt: Quebec, Kanada.

 
1878

Gründung der Firma Seitz in Bad Kreuznach. Herstellung von Asbestanschwemmfiltern für die Weinherstellung.

 
1900

Der Österreicher Ludwig Hatscheck erhält als Besitzer einer Asbestzementfabrik das Patent für Eternit. Asbestose wird erstmals als Krankheit beschrieben.

 
1912

Gründung der Fulgurit-Werke Luthe.

 
1920

In Deutschland bestehen bereits 59 Asbestwerke zur Aufbereitung von Asbestrohstoff.

 
1929

Gründung der Deutsche Asbestzement AG in Berlin.

 
1939

Im 2. Weltkrieg wurden Postsäcke, Zahnpasta, Getränkefilter etc. aus Asbest hergestellt. Spritzasbest wurde zum Brandschutz tragender Bauteile eingesetzt.

 
1943

Lungenkrebs infolge von Asbestbelastung wurde erstmals als Berufskrankheit anerkannt.

 
1965

Import von Asbest erreicht mit 170000 t pro Jahr seinen Höhepunkt. Zwischen 1950 und 1990 wurden rund 4,35 Mio Tonnen allein nach Westdeutschland als Rohstoff eingeführt.

 
1969

Aufgrund der zunehmenden Zahl von Erkrankungen und dem Rückgang des Verbrauchs wird in der DDR Spritzasbest verboten.

 
1970

In Deutschland wird Asbest offizell als krebserzeugend eingestuft. Bis Ende der 60er Jahre wurden in Westdeutschland rund 30000 km Trinkwasserrohre aus Asbestzement verlegt.

 
1971

Im Babypuder des Herstellers Johnson & Johnson wird durch interne Kontrollen immer wieder Asbest nachgewiesen (zuletzt im Jahr 2000), aber nie an die Behörden gemeldet.

 
1973

Bis 1976 Errichtung des Palastes der Republik in Ost-Berlin.

 
1979

Verbot von Spritzasbest in Westdeutschland. Asbest ist bisher in über 3000 Produkten enthalten.

 

1989

Amerikanische und kanadische Wissenschaftler stellen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Asbest im Trinkwasser und Krebserkrankungen verschiedener Organe her. Trotz dieser Erkenntnisse streitet die Bundesregierung, das Gesundheitsamt und der Verband der Faserzementindustrie jegliche Gesundheitsgefahren durch Asbest im Trinkwasser ab.

 
1990

Generelles Verbot der Herstellung und Verwendung von Asbest in der Schweiz und Österreich. Der Schweizer Lobbyverein Arbeitskreis Asbest hatte das Verbot bzw. die Klasifizierung als Gift entgegen aller gesundheitlicher Kenntnisse um mehr als 9 Jahre  verzögert.

 
1993

Generelles Verbot der Herstellung und Verwendung von Asbest in Deutschland.

 
2005

EU-weites Verbot.

 
2008

verhinderte Kanada als einzige westliche Industrienation auf der sogenannten Rotterdam-Konvention in Rom, dass es strengere Exportregeln für Asbest gab und die Produzentenländer ihre Abnehmer im Ausland vorab über die Gesundheitsrisiken hätten informieren müssen.

 
2012

Stillegung der größten Asbestmine der Welt in dem Örtchen Asbestos, Quebec, Kanada.

 
2018

Erneuter Vorwurf gegen Jonson & Johnson, seit 1971 von Asbest im Babypuder gewusst zu haben und nie Meldung an die zuständigen Behörden gemacht zu haben.

 
2019

In Russland, China, Indien und Thailand wird noch immer Asbest in unvorstellbaren Mengen abgebaut und verkauft.